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Artikel aus der Frankfurter Rundschau vom 17.09.2005

Balkone gefährden Gründerzeit-Flair

Anbauten an Häusern im Nordend beschäftigen Ortsbeirat 3 / Grüne und SPD fordern Stellungnahme vom Magistrat
Von NINA LAUTERBORN

Ob Schwarzburg- oder Rotlint-, Luisen- oder Burgstraße - als Gründerzeitbauten stehen Häuser und ganze Gebäudeensembles im Nordend unter besonderem Schutz der Erhaltungssatzung. Diese, befürchtet der Ortsbeirat, drohe aufzuweichen.

Nordend - Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Ortsbeirat 3 (Nordend), Rüdiger Koch, sei mehrfach von Bewohnern des Stadtteils auf neu angebrachte Balkone an Gründerzeithäusern aufmerksam gemacht worden, die als unpassend oder störend empfunden werden - und auch die Ortsbeiratsvorsitzende, Karin Guder (Grüne), sagt, sie habe schon solche Gespräche geführt. So hängen beispielsweise an einem Haus an der Ecke Rotlintstraße/Vogelsbergstraße seit neuestem zwei moderne Balkone "tief in den Straßenraum hinein", was die Vogelsbergstraße "total verunstalte", sagte Koch bei der ersten Ortsbeiratssitzung nach der Sommerpause.

Frage nach Genehmigung

Ähnlich sei es bei den Häusern Luisenstraße 43, Burgstraße 32 und Oberweg 22. Daher stellte Koch nun einen Antrag, den Magistrat um Stellungnahme zu bitten, ob ihm die Balkons bekannt sind, sie in der jetzigen Ausführung beantragt und genehmigt wurden und, wenn ja, wie der Magistrat dies mit Hinblick auf die Erhaltungssatzung begründe.
"Wir haben lange an den Erhaltungssatzungen Nordend-West und Nordend-Ost gearbeitet, und es ist gut, dass wir sie damals durchgebracht haben. Wir haben uns dafür entschieden, jetzt müssen wir auch dazu stehen"; sagte Koch. Im Ortsbeirat war man sich einig darüber, dass diese Satzung, die dafür gedacht ist, den städtebaulichen Charakter des Stadtteils zu wahren, ihre Berechtigung hat. Stefan Freiherr von Wangenheim (FDP) gab aber zu bedenken, dass "wir kein Geschmacksurteil abgeben sollten. Wenn wir jetzt sagen, wir dürfen hier nie Balkone anbringen, dann konterkarieren wir das, was wir mit der Erhaltungssatzung einst bezwecken wollten." Auch der Fraktionsvorsitzende der CDU, Christian Falk, sagte, er wolle zwar "an der Erhaltungssatzung nicht rütteln", aber auch nicht den Anschein erwecken, man wolle rigoros gegen alle zeitgemäßen Umgestaltungen an Häusern vorgehen. "Ich weiß, es liegt im Trend - ein Balkon hebt die Wohnqualität", erwiderte Koch. Er habe nichts gegen solche Anbauten an Gebäuderückseiten. "Aber Gründerzeitfassade ist nun mal Gründerzeitfassade. Ich finde, man sollte auch in 100 Jahren noch das Gefühl haben, man schaut sich hier den Wechsel vom 19. zum 20. Jahrhundert an."
Claudia Ehrhardt (CDU) stimmte zu: "Wenn ich die Burgstraße komplett mit diesen Balkonen zupflastere, dann ist es einfach nicht mehr das Gründerzeitviertel. Ich verteufele Balkone nicht generell, aber die Ausführung ist wichtig." Michael Mirsch, dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Ortsbeirat, erscheint die Erhaltungssatzung nicht genügend berücksichtigt. Diesen Eindruck teilte Koch: "Früher wurde das Stadtplanungsamt mit solchen Änderungsvorschlägen betraut." Die Bauaufsicht dagegen handle seiner Meinung nach "in erster Linie technisch". Koch habe auch schon von Plänen gehört, an der Frontseite des Gründerzeitgebäudes Schwarzburgstraße 22 Balkone anzubringen. "Wenn man das jetzt nicht thematisiert, wird diese Entwicklung galoppierend fortschreiten"; sagte er. Der SPD-Antrag passierte den Ortsbeirat bei einer Enthaltung.

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