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Aus „Verborgene Kostbarkeiten in Frankfurter Stadtteilen und Vororten", Presse- und Informationsamt FFM, 1991

Holzhausentor - Zugang zu Frankfurts Wasserschlößchen

Am Rande der grünen Insel des oberen Oeder Wegs steht einsam, ohne erkennbare Funktion, ein schönes Tor. Sandsteinpfosten im Louis-Seize-Stil, die beiden größeren von antikisierenden Vasen bekrönt, halten schmiedeeiserne Flügel. Der rechte ist stets geöffnet. Bei näherem Betrachten sehen wir, daß das Tor in der Achse der Kastanienallee liegt, die geradewegs auf das Holzhausenschlößchen zuführt, also das Einfahrtstor zu dieser ehemaligen Holzhausenoede war.

1910 wurde es in der Originalform vom Ende des 18. Jahrhunderts erneuert. Die Holzhausenoede war einer von vielen befestigten Gutshöfen der Frankfurter Gemarkung. 1398 wird sie erstmals genannt. Aus dem Besitz der Familie Lichtenstein kam sie durch Heirat 1474/1503 an die Familie Holzhausen, eines der ältesten und angesehensten Patriziergeschlechter der Stadt. Einer der bedeutendsten Vertreter war Hamman von Holzhausen, der in Frankfurt der Reformation den Weg ebnete. Sein Sohn Justinian, Wittenberger Student, machte die Oede zu einer Stätte kultivierter Geselligkeit, wo man sich zu humanistischen Symposien traf, und er baute dort ein Sommerhaus. Obwohl Justinian, damals Frankfurter Feldzeugmeister, sein Schlößchen zusätzlich sicherte, wurde es 1552 zerstört. Sein Sohn Achilles ließ es 1571 wieder herrichten.

1727/29 entstand auf den Fundamenten der Wasserburg unter Hieronymus von Holzhausen nach Plänen des landgräflich-hessischen Hofbaumeisters Louis Remy de la Fosse ein barockes Schlößchen. Im 19. Jahrhundert ständiger Wohnsitz der Familie Holzhausen, hat es sich bis heute als ein besonderes Schmuckstück Frankfurts erhalten. Seit dem Zweiten Weltkrieg war es bis vor kurzem Domizil des Frankfurter Museums für Vor- und Frühgeschichte. 1910 ging das gesamte Terrain an die Stadt über mit der Bedingung, den Park — 1790 angelegt — als öffentliche Anlage den Bürgern zugänglich zu machen, den Rest für Wohnbauten zu nutzen. So kam es, daß das Tor vereinsamte. Der Park mit Weiher rund ums Schlößchen wurde eine kleine, aber schöne Oase im Nordend. Spazierwege, Spielwiesen und Kinderspielplatz bieten vielfältige Erholung. Die Westfaleneiche erinnert an Reichsfreiherr Karl vom und zum Stein, dem Frankfurt seine Souveränität 1816— 1866 verdankte, und eine Tafel vor der Brücke zum Schlößchen gedenkt Friedrich Fröbels, des Hauslehrers der Familie Holzhausen 1806—1808.

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