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Aus „Gärten im alten Frankfurt" von Otto Derreth, 1976

Die Stadt in der Landschaft

...Um die Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Linden, Rüster und Nußbäume auf den Wällen angepflanzt. Die Promenaden erstreckten sich teilweise auch weiter hinaus bis zu den nächsten Dörfern. In seinen Erinnerungen schreibt der Maler Carl Theodor Reiffenstein: „In der nächsten Umgebung der Stadt lagen die Eschersheimer Wiesen. Es waren weite Rasenflächen, welche im üppigsten Grün prangten und durch ihre unmittelbare Angrenzung an die zunächst der Stadt gelegenen Gärten wundervolle Spaziergänge und Erholungsplätze darboten. Da, wo der Weg von der Landstraße abbiegt, begannen dunkle, dichtstehende, himmelhohe Rüstern die Straße einzuschließen, so daß sie das Aussehen einer ganz engen und schattigen, finsteren Allee erhielt. In der Entfernung wechselte das Grün der Obst-und Gartenfelder, der Rebhügel und Lustgehölze mit den lichten Farben der Landhäuser und Meiereien, die sich aus dem Gebüsch hervorheben. So vereinigt, von der Natur selbst zum Garten angelegt, sich alles, seinen Reiz zu erhöhen.“...

...Außer Warten und Landwehren prägten das Landschaftsbild vor der Stadt noch befestigte Höfe, die zum Schutz vor dem Feind von Wassergräben umzogen waren. Sie wurden ursprünglich als Lehen an verdiente Gefolgsleute vergeben. Nach und nach gingen sie in den Besitz von Patrizierfamilien über. Neben der Versorgung mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen dienten sie während der Sommerzeit dem Landleben ihrer Besitzer. Heute erinnern nur noch Straßennamen an diese Höfe....

Die Gartenhäuser vor den Toren

... „Die liebliche Umgebung Frankfurts, deren reizvolle Landhäuser mit ihren gepflegten Gärten den Wohlstand seiner Bewohner, deren üppige Fluren die Fruchtbarkeit des Bodens offenbaren, verfehlen ihren Eindruck nicht auf die Zeitgenossen.“

Viele Ansichten solcher Gartenhäuser sind uns von dem Zeichner Johann Kaspar Zehender überliefert. Er hat im Auftrag des kunstsinnigen Johann Christian Gerning in den Jahren 1770-1784 eine Sammlung von Bildern aus Frankfurt und seiner Umgebung geschaffen, die uns heute die beste Kenntnis über diese Gartenhäuser vermittelt.

Im Jahre 1725 erwarb der Großvater Goethes, Georg Friedrich Goethe, vor dem Friedberger Tor einen gepflegten Weingarten, in dem zwischen den Reben Spargelreihen gepflanzt waren. Auf dem geschweiften steinernen Kappenstein über der Gartentür war die Inschrift 17 F. G. 25 eingemeißelt. Über diesen Garten berichtet Goethe: „Es verging in der guten Jahreszeit fast kein Tag, daß nicht mein Vater sich hinausbegab, da wir ihn begleiten durften und von den ersten Erzeugnissen des Frühlings bis zu den letzten des Herbstes Genuß und Freude hatten. Wir lernten nun auch mit den Gartengeschäften umgehen, die, weil sie sich jährlich wiederholten, uns ganz bekannt und geläufig wurden. Nach mancherlei Früchten des Sommers und Herbstes war aber doch zuletzt die Weinlese das Lustigste und am meisten Erwünschte.“...

Die Holzhausen-Oed

„Seht dieses gastliche Haus, ringsum das Wasser der Quelle — und in friedlicher Ruh Wiesen und Waldung umher — Alles zumal ist den Musen geweiht und dem fröhlichen Bacchus — Denn hier herrscht Freude an Wein und Gesang — Fern drum bleibe dem Ort, wen ein heiteres Lied nicht erfreut — und wer die Lippe nicht netzet mit lieblichem Wein—Also will das Gesetz des gebietenden Justinianus — welcher mit sorgendem Sinn neu diese Halle erbaut.“ Jacob Micyllus, 1536

Am 18. Juli 1552, bei der Belagerung Frankfurts im Schmalkaldischen Krieg sah der Ratsherr Justinian von Holzhausen von den Wällen der belagerten Stadt Frankfurt aus, wie sein Wasserschlößchen draußen in der vom Feind besetzten Flur in Flammen aufging.

Die Oed, damals ein wehrhafter Hof von einem breiten Wassergraben umgeben, kam etwa 1470 in den Besitz der Familie Holzhausen. Wie sie vor dem Brand von 1552 ausgesehen hat, ist nur noch ungenau aus dem Faber‘schen Belagerungsplan zu ersehen.

Achilles von Holzhausen, der Sohn Justinians, ließ die zerstörte Oed um 1571 wieder aufbauen. Ein späteres Bild um das Jahr 1720 zeigt ein turmartiges Gebäude, von einem breiten Wassergraben umgeben, davor einen kleinen Ziergarten. Ringsum lassen Baumgruppen und Wiesen den Blick auf die im Süden liegende Stadt offen.

Eine Ergänzung dazu ist aus dem Plan nach dem Steinbuche von Christian Bunsen aus dem Jahre 1775 zu entnehmen: Die Lage vom Weiher, Haus und Ziergarten ist noch die gleiche, jedoch nach der Seite durch einen Wirtschaftshof und angrenzende Baumstücke und Wiesen erweitert. Das Schlößchen hat jedoch ein anderes Aussehen. Diese Veränderungen wurden eingeleitet durch den Umbau, den Hieronymus von Holzhausen im Jahre 1727 vornehmen ließ. Er berief hierzu den französischen Baumeister Rémy de la Fosse, welcher das alte Gebäude nach den Bauformen des Barock neu errichtete. Statt des früheren Wehrbaus entstand inmitten des Weihers ein zierliches Schlößchen, mehr hoch als lang und breit, mit dem für den neuen Baustil charakteristischen Mansarddach. Wohl einem Wunsch des Bauherrn folgend wurde auf das Dach noch ein kleiner Aufbau gesetzt, eine Art Aussichtsraum, der später als sogenanntes „Belvederchen“ sehr beliebt war.

In dem Werk „Die Baudenkmäler von Frankfurt a. M.“ wird von einem Plan aus dem Jahr 1793 berichtet, der für die Anlage eines großen Landschaftsparks um das Schlößchen angefertigt wurde, jedoch heute nicht mehr aufzufinden ist. Er trug die Bezeichnung „Plan und Entwurf der Ihro Hochwohlgeborenen Gnaden Herrn von Holzhausen gehörige sogenannte Oedt.“ Dieser Plan sah einen „malerischen Wasserlauf vor, der sich südlich des Weihers in zwei Arme teilte und von vielen kleinen Brücken überspannt war. An Bosketts, Lauben und Pergolen war kein Mangel. Größere Rasenflächen wechseln mit Hecken und Baumgruppen.“ Zur Ausführung dieses Planes ist es jedoch nicht gekommen.

Erst in den 70er jahren des vorigen Jahrhunderts erfolgte die Umänderung und Erweiterung, wie sie der Lageplan von 1879 zeigt. Auf dem Gemälde von Hans Thoma von der Oed aus dem Jahr 1880 sind die jungen Anpflanzungen gut zu sehen.

Das große Gelände ermöglichte auch eine weiträumige Anlage des Parkes. Die Wegeführung erschließt ihn von allen Seiten, Baumgruppen und Rasenflächen bilden immer neue Gartenräume. Auch ein schmaler Wasserlauf schlängelt sich vom Teich durch die Wiesen. Inmitten dieses neuen Parkes steht das zierliche Schlößchen, mit einer Brücke über dem Teich mit ihm verbunden.

Dem Park war jedoch keine lange Lebensdauer beschieden. Im Erbgang fiel er 1908 an den letzten männlichen Nachkommen in direkter Linie, Freiherrn Adolf von Holzhausen. Um dem Geschlecht ein bleibendes Denkmal zu setzen, beschloß er, den größten Teil des Parkes zur Bebauung an eine Terraingesellschaft zu verkaufen und mit dem Erlös eine Stiftung zur Erbauung einer Frankfurter Universitätsbibliothek zu errichten. Ein Restteil des Parkes und das Schlößchen sollten erhalten bleiben und wurden 1910 der Stadt Frankfurt für eine öffentliche Grünanlage übereignet. Weltkrieg und Inflation vernichteten das Stiftungsvermögen und machten damit den Bibliotheksbau unmöglich. Im Holzhausen-Schlößchen hat das Museum für Vor- und Frühgeschichte sein Domizil gefunden, der restliche Park mit seinen alten Bäumen, dem Kinderspielplatz und seinen Spazierwegen ist eine beliebte Erholungsstätte geworden. Weitab davon, am Ende der Kastanienallee steht noch das alte Portal an der Straße, heute ohne Beziehungen zu Schloß und Park, ein Sinnbild vom Leben und Wirken derer von Holzhausen.

Die Stalburg-Oed

Auch die Oed der Patrizierfamilie Stalburg war von einem breiten Wassergraben umgeben. Eine Steinbrücke mit zwei Bogen führte hinüber in das Herrenhaus. C. Th. Reiffenstein hat den Zustand der Stalburg-Oed gegen Ende des 19. Jahrhunderts festgehalten: „Schon als Knabe reizte das Stalburg‘sche Haus in seiner Abgelegenheit meine Neugier. Die lange finstere Allee, welche dahin führt, nebst den hohen, beinahe undurchdringlichen Hecken, die das ganze Besitztum umgaben, trug noch mehr dazu bei, den Eindruck des Einsamen und Verborgenen zu vermehren. Ich zeichnete eifrig, jedoch nicht ohne einige Besorgnis. Als ich fertig war, schlich ich mich zu dem Brunnen. Er lag unter dunklen, wild verwachsenen Linden in einem in die Erde eingetrieften Quadrat mit hinabführenden Treppen, und hatte einen runden, aus blauen Steinen bestehenden Kranz, an dessen vorderer Seite sich das Stalburgische Wappen nebst der Jahreszahl 1743 befand und vortrefflich erhalten war.“

Auf einem Stich von Wenzel Hollar von 1630 ist der Brunnen, wie er damals ausgesehen hat, dargestellt. Er zeigt eine tiefgelegene, altertümliche Brunnenanlage mit antiken Anklängen, auf beiden Seiten von Steinbänken flankiert. Eine Rückwand mit einer auf zwei Pilastern stehenden Muschel schließt die Anlage ab.

Die Gärten der Familie von Bethmann

Johann Philipp Bethmann, der mit seinem Bruder Simon Moritz 1748 die Bank der „Gebrüder Bethmann“ im Haus zum Baseler Hof gegründet hatte, pachtete 1778 vor dem Friedberger Tor ein Gartenhaus für den Sommeraufenthalt seiner Familie. Einige Jahre später erwarb er es als Eigentum. Er ließ das Haus durch zwei Flügelanbauten erweitern und vergrößerte auch den Garten durch Zukauf benachbarter Grundstücke.

Als im Jahre 1806 die Befestigungsanlagen der Stadt beseitigt und das freigewordene Gelände an die Bürger für die Anlage von Gärten zum Verkauf gegeben wurde, erwarb Staatsrat Simon Moritz von Bethmann (1768—1826) ein großes Grundstück gegenüber seinem Landhaus und Garten und ließ es als Landschaftspark mit einem Teich anlegen. Auf einer leichten Anhöhe erhob sich ein zierlicher Bau, in dem er eine Sammlung von Abgüssen antiker Bildwerke aufstellte und sie der Öffentlichkeit kostenlos zugänglich machte. Diese Kopien wurden von den Originalen, welche zum Teil bei den Kriegszügen Napoleons nach Paris gebracht wurden, abgenommen. So war unter vielen anderen die Laokoongruppe, die Venus von Medici und der Apoll von Belvedere dort zu sehen. Goethe besuchte 1814 das Museum und schreibt darüber:

„So steht schon jetzt eine Sammlung von Gipsabgüssen antiker Statuen in dem Garten des Herrn Bethmann. Und was läßt sich nicht alles von einem Manne erwarten, dessen Neigung und Tätigkeit durch ein so großes Vermögen in lebhafte Bewegung erhalten wird.“ Das Prunkstück der Sammlung war die Statue der „Ariadne“ des Stuttgarter Bildhauers Heinrich von Dannecker. Von Bethmann sah das Modell 1807 und veranlaßte Dannecker, die Statue in Marmor zu hauen. 1810 wurde der Kaufvertrag abgeschlossen, aber erst 1816 konnte sie im kleinen Museumsbau auf dem Hügel aufgestellt werden. Die Adriadnestatue hat es zu einer nahezu mythischen Berühmtheit gebracht. „Die Grazie und Reinheit dieses Meisterbildnisses werden mit Recht von allen Kennern bewundert“.

Bis 1856 blieb das Museum und der Park im Besitz der Familie Bethmann, dann wurden sie an die Stadt Frankfurt verkauft und in die Wallanlagen eingegliedert. Für die Kunstwerke baute Oskar Pichler an das Landhaus ein neues Museumshaus und für die „Ariadne“ einen eigenen tempelartigen Raum. In den frei gewordenen Museumsbau kam 1857 die neu geschaffene städtische Gemäldegalerie, darunter auch die Sammlung des Konditormeisters Johann Valentin Prehn mit dem „Paradiesgärtlein“.

Der Garten war hauptsächlich auf den Nutzertrag angelegt, wie es zu Ende des 18. jahrhunderts in den meisten Gärten der Fall war. Nur der große Baumplatz vor dem Haus, der sich über die ganze Breite des Gebäudes erstreckte, bildete einen gestalteten Übergang in den Garten. Von hier aus führte ein gerader Weg zum Wirtschaftsgarten mit den Gewächshäusern, den Obst- und Gemüsefeldern. In einem Bericht des dortigen Gärtners ist zu lesen: „Wo früher die den Garten entstellenden Holz- und Komposthaufen waren, wachsen nun die besten Früchte, Aprikosen, Birnen, Äpfel und Pfirsiche, dazwischen allerlei Gemüsearten, in den Treibhäusern Gurken, Artischoken und Champignons“. Ausführlich wird über die vielen Rosensorten, die Feuerhäupterlilien, die Kamelien und Balsaminen zum Schmuck der festlichen Tafel berichtet. Noch heute ist der „Ruinenhügel“, eine romantische Gartenidee, an der Grenzmauer zur Straße zu sehen.

Im Laufe der Jahrzehnte hat der Garten wesentliche Veränderungen erfahren. Den größten Teil nimmt jetzt der Landschaftsgarten mit dem Teich in Anspruch, der Wirtschaftsgarten ist auf ein kleines Stück an der rückseitigen Straße beschränkt. Geblieben ist der Baumplatz vor dem Haus, dessen Mitte nur mit niedrigen Kübelpflanzen bestellt ist, um den Blick auf die Rasenfläche offen zu halten. Auf Delkeskamps Zeichnung sieht man in den seitlichen Teilen viele kleine Bosketts, durch verschlungene Wege geteilt, wie es dem Geschmack der Zeit entsprach.

Neben dem Landhaus mit Garten sowie dem Museumsteil am Friedberger Tor gehörten noch außerhalb der Stadtmauern der Sandhof, der Riedhof und das Jagdhaus Louisa zum Besitztum der Bethmanns....

Der Günthersburgpark

Der dritte noch erhaltene Park der Rothschilds ist der Günthersburgpark in Bornheim. Die alte Günthersburg, früher Bornburg genannt, im 15. Jahrhundert Eigentum des Johann Glauburg zu Lichtenstein, war eine wehrhafte kleine Burg mit Wassergraben und Zugbrücke. Bei der Belagerung von 1552 wurde sie bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Erst um 1690 wird wieder von der Bornburg berichtet. Sie war wieder aufgebaut worden und nun im Besitz des Gasthalters des Roten Hauses auf der Zeil, Johann Jakob Günther, der ihr den heutigen Namen gab. Als er 1728 mit dem Roten Haus in finanzielle Schwierigkeiten geriet, mußte er neben seinem Hotel auch die Günthersburg abgeben. Nach verschiedenem Besitzwechsel erwarb sie Carl Mayer von Rothschild. Er ließ die alten Bauten abreißen, den Wassergraben zuwerfen und nach den Plänen des Baumeisters Friedrich Rumpf ein in römisch-klassischem Stil gehaltenes Palais erbauen.

Die Anlage des Parkes geht auf den Stadtgärtner Sebastian Rinz zurück. Wie schon beim Grüneburgpark, so zeigt sich auch hier, daß sich bei der Neuplanung eine andere Anschauung durchgesetzt hatte. Der Park war früher mit einer verwinkelten Wegeführung versehen und sollte nun möglichst groß erscheinen. Man erreichte dies durch weiträumige Wegeführung, durch große Rasenflächen und Gehölzgruppen, die in kulissenähnlicher Anordnung eine größere Raumtiefe bewirkten. Zwei Umgangswege führen durch den Park, vorbei an dem rechteckigen Blumenparterre und dem landschaftlich gestalteten immergrünen Garten. Etwas abseits vom Park entstand 1865 die Rothschild‘sche Meierei, der Luisenhof, eine großräumige Anlage von Wirtschaftsgebäuden, Stallungen und Remisen. Daß man auch das Nützliche mit dem Schönen verbinden konnte, zeigt die kleine Schmuckanlage mit dem Wasserbecken in der Mitte des Hofes.

Die Günthersburg ging im Jahre 1891 an die Stadt Frankfurt über, die das Palais abreißen ließ und den Park in eine öffentliche Grünanlage umwandelte. Das Gartenhäuschen hatte sich bis in unsere Tage hinübergerettet, überlebte aber den Bombensturm nicht. Doch die alten Bäume sind geblieben und sind heute noch eine Zierde des Parkes....

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