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Aus : „Frankfurter Neue Presse" vom 15.08.2003

Achim Mittler sucht alles übers Nordend

Nordend. Am Anfang suchte Achim Mittler nur ein Datum: Das Baujahr des Hauses in der Sömmeringstraße 11, in dem er vor sechs Jahren seine neue Wohnung gekauft hatte. "Bis ich rausgefunden hatte, dass unser Haus aus dem Jahr 1867 stammt, hatte ich jede Menge Material gesammelt", erinnert sich Mittler, der seit seiner Schulzeit in Frankfurt lebt. So entschied er, all die Fotos, Karten und Texte für eine Internetseite zu verwenden. Unter "www.frankfurt-nordend.de" veröffentlicht der 47-Jährige seit gut zwei Jahren alles, was er über seinen Stadtteil herausfindet.

Eine umfangreiche Chronik über die Geschichte des Stadtteils seit dem Jahr 83 hat Mittler aus verschiedenen Quellen zusammen gestellt. Viele historisch interessante Orte im Stadtteil oder auch die Spuren der alten Frankfurter Gastronomie werden in längeren Texten erklärt. Alte und neue Karten hat Mittler eingescannt, ein Register für Straßennamen und ihre Ursprünge angelegt. "Inzwischen habe ich mehr als 40 Texte und gut 1000 Bilder zusammen."

Eine teilweise mühsame Suche. Denn obwohl Mittler, der als Netzwerkadministrator in der Deutschen Bibliothek arbeitet und Zugang zu den meisten deutschsprachigen Büchern hat, über das Nordend findet sich kaum Literatur. "In den meisten Geschichtswerken über Frankfurt wird das Nordend in zwei, drei Zeilen abgehakt." Doch nach der Lektüre von mehr als 78 heimatkundlichen Büchern hat Mittler ein recht zusammenhängendes Bild von der Geschichte des Stadtteils. Einst, von den Jahren 83 bis 260, standen nur vereinzelte römische Villen auf dem Territorium des heutigen Stadtteils.

Im 8. Jahrhundert errichteten Patrizierfamilien so genannte Meierhöfe vor den Toren der Stadt. Später wurden sie ausgebaut in Wehrhöfe und sogar Burgen. Eine der ersten war die Bornburg, später Günthersburg. Ab dem 18. Jahrhundert stand den wohlhabenden Bürgern der Sinn nicht mehr nach Wehranlagen, Schlösser und Parks wurden nun angelegt. Übergreifende Bebauungspläne, nach denen aus dem ländlichen Vorort ein neues Frankfurter Wohnviertel wurde, entwickelte die Stadtverwaltung erst 1849. "Das Nordend ist eigentlich entstanden, weil das alte Frankfurt aus allen Nähten platzte", so Mittler, dessen zweites Hobby sein blumenreicher Garten im Hinterhof ist.

Wie die Besiedlung auf dem ehemaligen Heideland immer dichter wurde, kann man sich unter dem Stichwort "Entwicklung" auf der Internetseite anschauen. Auch das heutige Nordend interessiert den Computerfachmann. Mit der Kamera fängt er Straßenzüge, Eingänge und auch Stimmungen ein. Ein echtes Nordend-Lexikon, findet Mittler, fehle seiner Website noch.

Obwohl seine Neugierde für den Stadtteil noch lange nicht erschöpft ist, für einen rastlosen Hobbyhistoriker hält er sich nicht. "Die ernsthafte Recherche, etwa im Institut für Stadtgeschichte, hebe ich mir lieber für die Rente auf", scherzt er. Bis dahin würde er sich freuen, wenn ihm andere Nordend-Fans bei der Recherche helfen. "Ich suche noch alte Fotos, die in der Nachbarschaft bestimmt auf so manchem Dachboden lagern." (ing)

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