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Aus: „Frankfurt – Metropole am Main“ von Erich Helmensdorfer, 1982

Römer richten sich häuslich ein

...Auf dem von ihnen eroberten Gebiet siedelten die Römer und richteten sich auf Gutshöfen häuslich ein. Diese Land-sitze - Villen - lagen immer an günstig ausgewählten Stellen. Besonders geschätzt war ein Blick in das Land hinein; weitere Voraussetzungen waren guter Boden für die Landwirtschaft und die Nähe von Wasser. Auf Frankfurter Gebiet sind rund drei Dutzend solcher Villen bekannt. Meistens wurden die Fundamente und Überreste beim Bau von Kanalisation oder Wasser- und Gasleitungen entdeckt. Die Bornheimer Villa beim Günthersburgpark, die Villen am Portal des Hauptfriedhofs, am Holzhausenpark, am Ostfriedhof, am Riederwald und in Enkheim haben erkennen lassen, daß die Gutsbesitzer vermögende Leute einer sozialen Oberschicht waren....

Wall-Servitut bis auf den heutigen Tag

... Die Abschnitte der Anlagen werden nach den alten Stadttoren, von denen nur der Eschenheimer Turm erhalten geblieben ist, benannt (Gallus-, Taunus-, Bockenheimer-, Eschenheimer-, Friedberger Anlage). Zum Schutz der »grünen Lunge« der Stadt erließ Kaiser Wilhelm II. 1903 eine Verfügung über die Nutzung der Wallgrundstücke, wonach dort weder Betriebe, »die durch Geräusch, Rauch, Ruß, üblen Geruch oder Ähnliches lästig fallen«, noch »Ausgänge nach der städtischen Promenade hin« errichtet werden dürfen. Der kaiserliche Erlaß wurde durch einen Ratsherrenbeschluß 1907 ratifiziert mit Detailfestlegungen, darunter einem völligen Bauverbot für die Wallanlagen. Kein Gebäude am Rande sollte höher als 13 Meter sein und die hintere Bebauungsgrenze im allgemeinen 25 Meter hinter dem Rand der Wallstraße verlaufen. Eine besonders hervorstechende rote Linie kennzeichnete das Gebiet der »Wall-Servitut« auf den städtischen Karten der Behörden.

Die nach süddeutscher Sitte als »die« Servitut bezeichnete Grundlast wurde vierzig Jahre lang streng befolgt. Erst beim Wiederaufbau nach Ende des Zweiten Weltkriegs, nach 1945, wurden zahlreiche Ausnahmen bewilligt, denen nicht wenige Hochhäuser ihre Existenz verdanken.

Zu beiden Seiten der Wallanlagen haben die Verkehrsplaner der Nachkriegszeit Fahrbahnen in Einbahn-Richtung angelegt. Der innere Ring, der »City-Ring«. führt im Uhrzeigersinn entlang dem von Kurven gebrochenen Halbkreis der Anlagen, während der »Anlagen-Ring« entgegengesetzt der Uhr den Verkehr lenkt. Weiter draußen führt um die Stadt der »Alleeen-Ring«, der jedoch erst um die Wende zum 20. Jahrhundert entstanden ist.

Das etappenweise Werden der Stadt läßt sich am Verlauf der Straßenzüge heute noch ahnen. Das Stadtgebiet schob sich nach draußen, und abschnittweise erhielten die Radialstraßen ihre Namen. Das hat die heute leicht verwirrende Folge, daß die Große Bockenheimer Straße in die Bockenheimer Landstraße und die Große Friedberger Straße in die Friedberger Landstraße übergeht. Der ältere, stadtwärts gelegene Teil ist immer die Große. Es gibt jedoch eine Neue Mainzer Straße und die Mainzer Landstraße, die nicht unmittelbar aneinander anschließen.

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