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Aus : Fabrikarchitektur in Frankfurt am Main 1774 – 1924 von Volker Rödel, 1984

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Einführung der Dampfkraft

Genehmigten die städtischen Behörden in der Regel jede Fabrikniederlassung in Frankfurt und Umgebung, so gerieten sie doch dann in eine Konfliktsituation, wenn fiskalische Interessen der Stadt betroffen waren. Im Falle der Eingabe von Friedrich Wippermann, Frankfurter Bürger als Material- und Farbwarenhändler, um Genehmigung zur Errichtung einer Roßmühle zum Farbenreiben vor dem Eschenheimer Tor, stellte der Senat dem Rentenamt die Frage, ob die Roßmühle auch als Mahlmühle für Getreide zu benutzen sei. Wäre solches möglich, dann hätte sich daraus für die Stadt die Notwendigkeit der Überwachung abgeleitet, es sei denn sie hätte die Steuerfestsetzung für Mehl auf Treu und Glauben dem Mühlenbetreiber überlassen. Das Rentenamt fürchtete sicher zu Recht, daß der einen Mühle weitere folgen würden, mit deren fiskalischer Überwachung der Stadt ständig nicht unerhebliche Kosten entstanden wären. Das Rechneiamt dagegen sprach sich für die Genehmigung aus, um ein den Unternehmern wohlgesonnenes Klima zu signalisieren, weil die fast in Sichtweite befindliche Stadt Bockenheim, seit dem Besitz der Gewerbefreiheit 1820 als Konkurrentin Frankfurt gegenüber im Vorteil, die sowieso spärlichen Industrieunternehmen an sich zog. Die schließlich doch genehmigte Roß-mühle im Oeder Weg 9, die Wippermann mit der Genehmigung vom 26. April 1836 auf Dampfbetrieb umstellte — es war die erste genehmigte Dampfmaschine in Frankfurt — blieb als chemische Farbenfabrik bis 1858 im Besitz Wippermanns.

Mit dem Einsatz der ersten offiziell in Frankfurt arbeitenden Dampfmaschine — ungenehmigt betrieb bereits ein Jahr früher eine solche Maschine die Schnellpressen, auf denen in der Druckerei Heller & Rohm das Frankfurter Journal hergestellt wurde —kann auch eine neue Phase der Industrialisierung in Frankfurt beobachtet werden. Ohne damit die Zahl der nichtzünftigen Familienbetriebe mit einer mehr handwerklich-manuell orientierten Fabrikation zu reduzieren, ließen sich nun auch in Frankfurt Fabrikanten nieder, deren Unternehmen den Keim der Vergrößerung zu einer „echten“ Fabrik mit maschineller Fertigung in sich trugen. Die Frankfurter Bekanntschaft mit der Dampfmaschine erfolgte sehr spät. Wohl hatte der Leiter des Bauamts, Pensa, 1829 angeregt, die Mühlen auf der Alten Brücke mit Dampf zu betreiben, welchen Gedanken, trotz positiver Stellungnahme des städtischen Wasser-, Wege-und Brückeninspektors Philipp Jacob Hoffmann, die Stadt nicht weiter verfolgte. Zu dieser Zeit — genau 1827 — hatte man in Preußen immerhin schon 419 gewerblich eingesetzte Dampfmaschinen mit einer Leistung von zusammen 7355 PS gezählt. Einen weiteren Vorstoß unternahm Rudolf Burnitz 1832 mit einem Antrag zur Errichtung einer Dampfmühle, die der Senat auch als Korn-, Brett- und Schleifmühle genehmigte, ohne daß sie Burnitz ausführen ließ. Als nächstes beantragte der Senator J. A. Beil 1833 eine Dampfmühle auf der Günthersburg, deren Bau sich noch bis 1836 verzögerte, dann allerdings ob ihrer Größe und Vielseitigkeit allgemeines Erstaunen und Bewunderung erregte. Etwas später als Wippermann erhielt der Jnstrumentenmacher Chr. Fr. Busch die Erlaubnis des Senats, eine Fourniermaschine in der Fronhofstraße mittels Dampfkraft betreiben zu dürfen.

Außenstadt

Innerhalb des Stadtgebietes sind auch in den vierziger Jahren wenig neue Fabrikgründungen zu verzeichnen. Die aktenkundigen Niederlassungen waren jedoch wie seit je Betriebe eines nichtzünftigen Gewerbes, das dem Namen nach zwar Fabrik, der Arbeitsorganisation nach aber noch dem Handwerk zugehörte. Allein die Lederindustrie zeigte einen deutlichen Zuwachs; neben elf Portefeuille-Fabriken stellten die Lederfabriken von Johann Peter und Max Peter Spicharz in Oberrad und die Gerberei von G. i. Dreher einfaches Leder her, während die Firma Heinrich Rupp & Engelhard Bechstein, seit 1844 vor dem Eschenheimer Tor — bis 1848 als H. Rupp — lackiertes Leder produzierte. Zu den Tierhaarschneidereien von C. D. Donner und E. Lejeune, der allein einhundert Arbeiter beschäftigte, gesellten sich Mitte der vierziger Jahre drei Unternehmen: Jakob Ludwig Graupner Söhne (fünfzig Arbeiter), Dr. Stein und Philipp Bernhard Krug. Insgesamt beschäftigten diese fünf Unternehmen 275 Arbeiter; sie gingen damit weit über die großen Handwerksbetriebe hinaus, in denen neben einigen Lehrlingen maximal bis zu zwanzig Gesellen arbeiteten.

In der Sitzung vom 20. Oktober 1842 genehmigte der Senat der „hiesigen Handlung Bourguignon & Lindheimer die Aufstellung von Webstühlen in hiesiger Stadt oder Gemarkung zur Anfertigung von wollenen und baumwollenen Stoffen“. Neben den üblichen Auflagen zum Bau der Fabrik, der Beschaffung der Arbeitskräfte und der für diese zu stellenden Kaution grenzte der Senatsbeschluß die Fertigung der Fabrik gegen die Innung der Leinweher genauestens ab, „daß weder glatte Leinwand, noch so genanntes Gebild oder leinen Damast, noch auch Barchent. von welcher Art es seyn möchte, verfertigt, und in keiner Weise in die Arbeiten des Barchent- und Leinweberhandwerks übergegriffen werde“. Bereits 1843 vergrößerten Bourguignon & Lindheimer ihre Fabrik am Sandweg Gew. No. 39b mit einem Anbau, für den sie samt den für die Ausführung verantwortlichen Maurer- und Zimmermeistern wegen ungenehmigten Bauens eine Strafe von 75 fl. entrichten mußten.

Im Westen zwischen dem Frankfurter Westend und Bockenheim bildeten die ehemaligen Kettenhöfe ein kleines Fabrikzentrum. In deren Nähe gründete neben der schon länger bestehenden Dreherschen Wachstuchfabrik Franz Julius Brönner. nachdem er sich 1846 von der Druckerei seines Vaters getrennt hatte, eine chemische Fabrik für Buchdruckfarben. Später erweiterte Brönner die Fabrikation um Teerdestillate, das bekannte Brönnersche Fleckenwasser und schließlich Anfang der siebziger Jahre um die Herstellung von Anilinfarben. Doch schon 1888 liquidierte Brönner seine Farbenfabrik, die er die letzten zwei Jahre an die Aktiengesellschaft für Anilinfarben in Berlin verpachtet hatte: auf dem freigewordenen Gelände breitete sich dann das Westend mit seiner noblen Wohnbebauung aus. In den vierziger Jahren soll auch J. C. Reifert, der Besitzer der gleichnamigen Eisenbahnwagenfabrik in Bockenheim, versucht haben, seine Fabrik auf Frankfurter Gebiet, aus dem ihn „die Zunftverhältnisse getrieben“, zurückzuverlegen.

Unter der Bezeichnung „Frankfurter chemische Produkten Fabrik“ gründeten 1845 die israelitischen Bürger und Kaufleute Falk Henlé, Louis Maas und Heyum Strauß weit vor der Stadt an der Eschersheimer Landstraße eine Firma zur geruchlosen Reinigung von Abtrittgruben und Verarbeitung tierischer Reste zu chemischen Produkten nach eigener Methode.

Gießereien und Metallwarenfabriken

...Unter dem Namen „Carl Beyer & Comp.“ gründete 1857 der Metallgießer Johann Carl Ludwig Beyer mit seinem Bruder, dem Handelsmann Carl David Friedrich Beyer, und mit Erlaubnis des Senats eine Metallwarenfabrik im Sandweg 60. „Das Gebäude soll in Stein ausgeführt werden, einen Mittelbau von Erdgeschoß erhalten in welch letzteren Gießerei und Werkstätte mit Gießofen, Trockenofen und Esse eingerichtet werden sollen. Hinter dem Mittelbau soll das Kesselhaus für eine Dampfmaschine in einem nicht überbauten Raum erbaut werden. An gleichem Platz existierte die Gießerei als Frankfurter Armaturenfabrik AG auch noch nach der Jahrhundertwende.

Als Ergänzung seiner seit 1851 bestehenden Steinpappefabrik eröffnete der Bildhauer Ferdinand Wilhelm Adolph Boch 1856 eine Zink- und Bronzegießerei von bescheidener Größe....

Wie stark bei den städtischen Behörden ein Interesse an einer Zunahme echter Industriebetriebe war am augenfälligsten repräsentiert durch Eisengießereien — und wie groß die Konzessionsbereitschaft der Stadt war, zeigen die Stellungnahmen zum Gesuch des Bürgers Georg Sigismund Mack vom 9. März 1857 um Erlaubnis zum Betrieb einer Eisengießerei und Errichtung einer Dampfmaschine an der Eisernen Hand, Gew. V No. 21. Mit Verweis auf die Eisengießereien von Fries, Schmitz und Zimmermann empfahl das Jüngere Bürgermeisteramt nach Anhörung der Geschworenen des Schlosserhandwerks — andere Gewerbe waren durch die ausschließliche Nutzung der Fabrik als Eisengießerei nicht betroffen — die Genehmigung des Gesuches. Von der Anhörung der Schreinerinnung sah das Amt ab, denn die Schreiner hatten schon bei dem Gesuch von Fries aus dem Jahre 1843 nichts einzuwenden, „wenn pp Fries weiter nichts durch Schreinergesellen anfertigen lasse, als Modelle für seine Maschinenwerkstätte und Gießerei, und daß er sich keinerlei Eingriffe in ihre Profession erlaube, selbst auch keine Verpackungskisten machen lasse.“

Zu den Auflagen der Genehmigung gehörte neben der Standardformulierung über die Verdingung von Arbeitern und des pauschalierten Nahrungsschutzes zünftiger Gewerbe lediglich eine genauere Abgrenzung gegenüber dem Schlosserhandwerk. Der Genehmigungsbedingung, „daß er (Mack) sich namentlich des Zusammenstellens seiner Gußwaaren und des Aufschlagens derselben außerhalb seines Fabrikationslokals gänzlich zu enthalten habe“, nahm die Behörde im gleichen Satz die Schärfe durch die Ausnahmeregelung, „wenn er nicht in einzelnen besonderen Fällen auf geeignetes Ansuchen die Erlaubnis hierzu von den Behörden erwirkt haben wird.“ Auch das Verbot, die von Mack „gefertigten Gußwaaren wie Herde, Oefen, Thüren, Fenster und dergleichen“ mit Beschlägen zu liefern, forderte geradezu Übertretungen heraus, wie sie die Innungsgeschworenen schon bei Fries und Schmitz beklagten.

In seiner ersten Stellungnahme zum Mackschen Gesuch verwies das Polizeiamt auf den bei der Nachbarschaftsanhörung zu Tage getretenen Widerstand der betroffenen Bürger gegen das Projekt. „Es liegt daher gewiß im allgemeinen Interesse, daß Anstalten, deren Betrieb, wie die Erfahrung lehrt, einen höchst störenden Lärm verursachen und die eine sehr große und anhaltende Feuerung erheischen und dadurch eine große Ausströmung von Rauch verursachen, nicht in allzu große Nähe der Stadt und in Mitte bewohnter Gärten und Häuser angelegt werden.“ Der Einspruch der Bürger schien durchaus berechtigt, lag doch das Grundstück der Eisengießerei inmitten zahlreicher Wohnhäuser entlang dem Friedhofsweg (Eckenheimer Landstraße) und der Eisernen Hand, die schon die spätere dichte Quartierbebauung als „Anfang einer künftigen Vorstadt“ erkennen ließ. Der Senat machte sich jedoch in der Genehmigung vom 28. Mai 1857 die Meinung des Bauamtes zu eigen, nach der ein mit 70 Fuß ausreichend hoher Schornstein und ein geräuscharmer Ventilator zur Dampf- und Rauchabfuhr, wie er auch bei Fries in Sachsenhausen installiert war, einen ausreichenden Schutz der Nachbarn vor den Belästigungen der Fabrik bieten würde.

Eine ganz andere Ansicht vertraten die betroffenen Anwohner, die am 24. Juni 1857 mit einer umfangreichen Eingabe versuchten, den Beschluß des Senats rückgängig zu machen. Als äußerst wichtig betrachteten die Petenten die Auswirkungen einer Bauordnung aus vorindustriellen Zeiten, in deren Vorschriften — bis auf die Einschränkungen des Kapitels 5 — das Fabrikwesen mit seinen schädlichen Immissionen noch nicht berücksichtigt war. Als die Bauordnung 1809 in Kraft trat, besaß Frankfurt noch kaum praktische Erfahrungen mit moderner Industrie. Wir können uns in loco leider nur auf eine Bauordnung berufen, die gegenüber der fortgeschrittenen Industrie als eine veraltete zu bezeichnen ist, die dem zu Folge kaum einen Maßstab zur Beurtheilung für den vorliegenden Fall bieten dürfte.“ Dagegen differenzierte die Gewerbegesetzgebung in dem hochindustrialisierten Belgien die Industrie nach Gefährdungsklassen, zu deren gefährlichster und ungesündester Klasse auch die Eisengießereien zählten. Die Petition forderte darum analog der belgischen Gesetzgebung die Ablehnung der Eisengießerei an der von Mack vorgesehenen Stelle inmitten des entstehenden Wohngebietes. Der Senat jedoch beharrte auf seinem Standpunkt, daß eine Eisengießerei mit ihren Nebenwirkungen innerhalb des genannten Quartiers von den Anwohnern zu ertragen sei. Die Macksche Eisengießerei blieb einer der seltenen Fälle, bei denen der Senat die sonst recht streng ausgelegten Belästigungsvorschriften der Bauordnung zugunsten einer Fabrikbindung an Frankfurt aufgab. Auch mit der genügenden Vorsicht betrachtet, läßt diese Konzessionserteilung doch den Schluß zu, daß die Stadtregierung insgesamt eine industriefreundliche Politik betrieb, in deren Grenzen der Senat je nach der Möglichkeit, die Forderungen der Bauordnung gegen die Unternehmer durchsetzen zu können, seine Entscheidungen pragmatisch mehr oder weniger zum Vorteil der Bürger traf. Ein gewisser Gewöhnungseffekt scheint sich im nachhinein in der Nachbarschaft eingestellt zu haben, weiterer Protest der Bürger blieb aus, so daß die Macksche Gießerei ein halbes Jahrhundert innerhalb des Wohngebietes existieren konnte. Erst 1907 erzwang Raummangel den Umzug der Fabrik nach Rödelheim. Diese hatte allerdings schon kurz nach der Gründung ihren Besitzer gewechselt: 1865 übernahm Johann Friedrich Mack als Folge der Erbschaftsregelung nach Übereinkunft mit den Brüdern Georg Sigismund und Johann Philipp Gustav den Betrieb.

Chemische und Wachstuchfabriken

Mit zu den ersten Fabrikanten vor den Toren der Stadt gehörte Friedrich Wippermann, aus dessen Farbenmühle am „Weg nach den Gütern v. Adlerflvcht, v. Stallburg u. v. Holzhausen“ sich seit 1825 eine ansehnliche chemische Fabrik entwickelt hatte. die „sich des besten Rufes erfreut und“ in der „eine nicht unbedeutende Anzahl Personen in Nahrung steht“. Im Jahre 1858 erwarben der Chemiker Dr. Eugen Lucius und der Techniker Johann Friedrich Saul, beide aus Erfurt und mit ausreichendem Vermögen ausgestattet — Lucius gab vor dem Jüngeren Bürgermeisteramt 97500 Gulden und Saul noch 10000 Gulden an die Wippermannsche Fabrik, nachdem ihnen der Senat mit Beschluß vom 9. Juli 1858 das Bürgerrecht zuerkannt hatte. Einen Monat später erhielten sie am 13. August die Erlaubnis zur Weiterführung der Wippermannschen Fabrik, in der sie „die seither schon in derselben gefertigten Fabrikate, sowie überhaupt chemische und technische Produkte und Präparate, Farben, pharmazeutische Hölzer, Salze pp“ weiterhin herzustellen beabsichtigten. Fünf Jahre später gründete Lucius zusammen mit C. F. Wilhelm Meister und L. August Müller die chemische Fabrik Meister, Lucius & Co., Keimzelle der Farbwerke Hoechst AG, ohne die Fabrik im Oederweg aufzugeben. Für den 1863 ausgeschiedenen Saul erhielt Paul Friedrich Schumacher aus Stuttgart 1864 Prokura und wurde 1866 Teilhaber der „Fabrik pharmazeutischer und chemischer Präparate, Fabrik von Cacaomassen und Chocoladen, Dampfmühle und Pulverisier-Anstalt E. Lucius“. Ab 1874 gehörte die Fabrik im Oderweg 34 (neue Bezeichnung) einem Unternehmer F. A. Büdingen.

Schriftgießereien und Druckereien

Von Bedeutung für die Frankfurter Industrie blieb auch in den sechziger Jahren die Schriftgießerei und der Kunstdruck. Die ehemalige Dresslersche Gießerei kam am 1. Januar 1859 an Heinrich Friedrich Gottlob Flinsch, der 1863 auf der Liegenschaft Gew. 5 No. 78. 79, 80 — Eiserne Hand 12 — die bestehende Fabrik durch Neubauten auf die Entwicklung zum Industrieunternehmen größeren Umfangs unter seinem Nachfolger — ab 1865 — Heinrich Karl Ferdinand Flinsch vorbereitete. Im Jahre 1867 erzeugte das 1868 in .‚Schriftgießerei Flinsch“ umbenannte Unternehmen mit 250 Arbeitern und Angestellten wöchentlich 2,5 Millionen Buchstaben mit fünfzig Gießmaschinen und zehn Handöfen mit Gießpumpen; dazu kamen die unterschiedlichsten Hilfsmaschinen, deren größter Teil durch Dampfkraft betrieben wurde. In den sechziger Jahren blieb Flinsch die einzige bedeutende Schriftgießerei in Frankfurt; Namen wie Bauer, B. Krebs Nachfolger und Ludwig & Mayer erlangten erst im letzten Viertel des Jahrhunderts gleiche Bedeutung.

Zu den großen Druckereien zählte bald die am 1. Juni 1864 als offene Handelsgesellschaft gegründete Buch- und Steindruckerei Klimsch & Bühler, deren Betrieb sich in der großen Eschenheimer Straße 39 und Alte Schlesingergasse 6 befand. Nach der krankheitsbedingten Trennung von Bühler betrieb K. Klimsch in der Oberlindau einen Kunstverlag und eine Probedruckerei in der Neuen Kräme 5. Nach dem Eintritt von Dr. A. Buck als Kommanditist druckte Klimsch ab dem 15. Dezember 1869 als Klimsch & Co. im eigenen Geschäftshaus Alte Mainzergasse 37 neben Wertpapieren auch Aktien und Spielkarten.

Ohne eigene Schriftgießerei führte Friedrich Wilhelm Breidenstein seit 1863 die ehemalige Brönnersche Druckerei mit der alten Bezeichnung „H. L. Brönner‘s Druckerei (Inh. F. W. Breidenstein)“ als Alleininhaber weiter. 1865 verlegte er den Betrieb in das von den Gebrüdern Stern teilweise gekaufte Haus im Großen Hirschgraben 1 zum „Weißen Hirsch“. Zu den großen Druckereien gehörten weiterhin die Unternehmen August Osterrieth, B. Dondorf, C. Naumann, C. L. Wüst, Ludwig Ravenstein, Mahlau & Waldschmidt, C. Adelmann, Gebr. Fay u. a., deren eigentliche Blütezeit erst in den beiden letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts begann.

Verdichtung zu Fabrikvierteln

Bornheim— Selbständige Gemeinde bis 1877

In die Zeit der letzten Auseinandersetzungen um die Einführung der Gewerbefreiheit fällt die Volkszählung vom 3. Dezember 1861 in Frankfurt a. M., deren eines Resultat einen, wenn auch teilweise ungenauen Uberblick über die Zahl der Fabrikationsbetriebe und der in ihnen beschäftigten Personen vermittelt. Für Stadt und Gemarkung zusammen ließ sich trotz des einschränkenden Gewerberechts die beachtliche Zahl von etwa 146 Fabriken mit 1533 Hilfspersonen feststellen; zur gleichen Zeit ist für Bornheim kein nennenswertes Unternehmen zu verzeichnen. Gleiches galt auch für die Situation in den übrigen Frankfurter Ortschaften. Offensichtlich überwogen zu der Zeit die Vorteile des Standorts in der Stadt und der stadtnahen Gemarkung noch den Anreiz des billigen Bodens in den umliegenden Ortschaften. Allerdings zeichnete sich durch den in der Stadt nur begrenzt zur Verfügung stehenden Grund und Boden nach der Mitte des Jahrhunderts der Trend ab, sich mit städtischer Bauweise entlang den Ausfallstraßen den Umlandgemeinden zu nähern. Ihrer räumlichen Nähe wegen bestand zwischen den Ortschaften Bockenheim im Westen und Bornheim im Osten schon immer eine besondere Affinität. Während jedoch das Viertel beiderseits der Chaussee nach Bockenheim den Charakter eines großbürgerlichen Luxusviertels annahm, prägte die Silhouette des Sandwegs nach Bornheim kleinbürgerlicher Mietwohnungsbau, durchsetzt von Gewerbe und Fabrikbetrieben. Zwischen 1820 und 1860 entstand von Frankfurt aus eine fast durchgängige Bebauung entlang der Bornheimer Heide und dem Sandweg .„ Dass der Flecken im Zunehmen begriffen sey, zeigen die neuen Scheeren, welche er besonders nach der Stadtseite hin jährlich ansetzt. Hier vermehren sich die Wohngebiete so, daß es fast das Ansehen gewinnt, als wolle Bornheim nach Frankfurt wandern.“ Bornheim selbst hatte noch in den fünfziger Jahren ein neues Baugebiet zwischen den Prüflinger Wiesen und der Bornheimer Heide, begrenzt von Burg- und Gelnhäuser Straße, erschlossen. Nachdem die Gemeinde Bornheim 1871 die Heide für 500000fl. an die Gründungsgesellschaft Oppenheimer & Weil verkauft hatte, entstand sehr bald mit der Bebauung eines der ersten großen Spekulationsobjekte im Nordend der räumliche Zusammenschluß zwischen Frankfurt und Bornheim, dem 1877 mit der Eingemeindung auch der politische Anschluß an die Stadt folgte. Zwar kam Bornheim mit dem Anschluß in den Genuß der kostspieligen Einrichtungen zur Infrastruktur — Wasserversorgung. Kanalisation etc. — und der Armenfürsorge, mußte dafür aber in Kauf nehmen, daß es als neuer Frankfurter Stadtteil einseitig als Auffangbecken der ärmeren Bevölkerungsschichten diente. Innerhalb des ersten Jahrzehnts nach der Eingemeindung verdoppelte sich in etwa die für 1875 mit 10085 Personen angegebene Bevölkerungszahl Bornheims durch Neubauten, vor allem aber durch Zuzug von Arbeiterbevölkerung aus den Landgemeinden, wie schon im Jahrzehnt vorher, ein weiteres Mal. So übernahm Bornhejm im letzten Quartal des 19. Jahrhunderts die Rolle des Frankfurter Arbeiterviertels, hatte aber selbst nur mit einigen wenigen, wenn auch vergleichsweise großen, Fabriken keine für diesen Zustrom adäquate Zahl von Arbeitsplätzen anzubieten. Auch berechtigte die in geringem Maße erkennbare Verdichtung von Fabriken östlich des Sandwegs und an der Burgstraße nicht dazu, von Bornheim als einer Industrievorstadt zu sprechen, sondern von einem gemischten Viertel, wie es die Zonenbauordnung von 1893 definitiv festlegte.

Lange vor einer ersten Fabrikniederlassung in Bornheim selbst und auch bevor sich Wohnbauten als Einzel- oder Doppelhäuser des Frankfurter Typs auf angenähert quadratischem Grundriß mit meist drei Vollgeschossen und einem Mezzanin dicht an dicht am Sandweg reihten, datiert der erste Fabrikbau inmitten der Gärten zwischen Frankfurt und Bornheim. Am 20. Oktober 1842 wurde der Handlung Bourguignon & Lindheimer „die Aufstellung von Webstühlen in hiesiger Stadt oder Gemarkung“ durch den Senat unter der Bedingung gestattet, „das ein passendes Local zum Betrieb dieses Geschäfts angegeben und allen Vorschriften des Bauamtes und Polizeiamtes nachgekommen werde“. Der Bauplatz für die Fabrik, die wegen der Belästigung durch das lärmende Geklapper der Webstühle außerhalb bewohnter Gebiete liegen mußte, fand sich in genügendem Abstand von der Stadt zwischen Pfingstweide und Bornheimer Heide. Das noch 1842 aufgeführte Fabrikgebäude wechselte in relativ kurzen Zeitabständen Besitzer und Nutzungsart. Von 1852 bis 1863 betrieben die Gebrüder Schloss ihre Zigarrenfabrik am Sandweg (damals Nr. 5), danach richtete Julius Pfungst, nachdem er die Gebäude im März 1864 käuflich erworben hatte, eine Hasenhaarscheiderei darin ein. Ihr folgte nach 1872 —Pfungst hatte seinen Betrieb an die Klickerbahn verlegt — von 1874 bis 1877 die Corsettenfabrik von Erwin Heiner. Zwei Jahre lang — von 1878 bis 1879— richtete sich die Pianofabrik Schaaf & Co. im gleichen Grundstück ein. Von 1884 bis 1888 mietete sich die Frankfurter Tapetenfabrik Daunheimer & Co. bzw. Lebach, Wolff & Co. ein, nachdem die Fabrikgebäude zwei Jahre lang leergestanden hatten. Ab 1889 schließlich wird auch als Eigentümer der Liegenschaft Sandweg 21 die Fabrik versilberter Tafelgeräte B. Bohrmann Nachfolger genannt.

Mit der Senatsgenehmigung vom 16. April 1857 hatte sich zwischenzeitlich mit der Metallwarenfabrik „Carl Beyer & Comp.“ ein weiteres Fabrikunternehmen am Sandweg niedergelassen, jetzt freilich durch die nachrückende Wohnbebauung schon sehr viel weiter in Richtung Bornheim angesiedelt. Auf der Westseite der Bornheimer Heide bot die Bornheimer Landstraße als damalige Grenze der Wohnbebauung ebenfalls Vorteile für Fabrikansiedlung. Als eine der ersten Firmen ließ sich 1874 die Parfümerie- und Seifenfabrik von Wilhelm Rieger, die zu den größten Fabriken dieser Art in Deutschland zählte, in der Bornheimer Landstraße 1 nieder, um ab 1880 in einem neuen Fabrikbau in der Elkenbachstraße 59 zu produzieren.

Sieht man von den industriellen Aktivitäten auf dem Gelände der Günthersburg ab, war für die Zeit um 1860 noch kein Fabrikunternehmen für Bornheim selbst zu verzeichnen. Den Grundstock für eine florierende Industrie vor den Toren Frankfurts legte erst 1862 Josef Wertheim mit der Eröffnung einer Verkaufsniederlassung für Nähmaschinen. Sechs Jahre später nahm Josef Wertheim, der als Mechaniker die Nähmaschinenindustrie in Amerika kennengelernt hatte, in seiner zwischen Burgstraße und Elisabethenstraße (heute Petterweilstraße) 1868 fertiggestellten Fabrik selbst mit achtzig Arbeitern die Produktion von Nähmaschinen auf. Wiederum drei Jahre später beschäftigte J. Wertheim bereits an die dreihundert Arbeiter — an den 6393 Einwohnern Bornheims des Jahres 1871 gemessen, eine hohe Zahl, die noch an Größe gewinnt im Vergleich mit den Beschäftigtenzahlen der konkurrierenden Nähmaschinenfabriken, die am gleichen Ort im Gefolge der Wertheimschen Fabrik entstanden. Auf der anderen Seite der Elisabethenstraße (Petterweilstraße 4) lag dem Wertheimschen Anwesen gegenüber die Fabrik von Soltau & Stayert, die 1871 etwa dreißig Arbeiter beschäftigte, während bei der Frankfurter Nähmaschinenfabrik A. Sandrock in der Haidestraße 6—8 (Heidestraße 48—56) fünfzehn Jahre später lediglich zwanzig Hilfspersonen arbeiteten. Ebenfalls zwanzig Arbeiter beschäftigte Johann Conrad Kämpf 1886 in seiner 1873 in der Burgstraße 54 gegründeten, 1879 in die Höhenstraße 17 verlegten Fabrik für Ventilatoren, Feldschmieden und Zentrifugalpumpen, die sich 1891 nochmals durch die Übernahme der Metallgießerei Fleischer & Mühlich vergrößerte. Auch Josef Wertheim hatte seinen Betrieb weiter vergrößern können. Rund sechshundert Arbeiter fertigten im Jahre 1883 die Stückzahl von 35000 Nähmaschinen, deren größter Teil nach Australien und Südamerika exportiert wurde. Die Deutsche Nähmaschinenfabrik hatte im Wirtschaftsleben Frankfurts so an Bedeutung gewonnen, daß selbst eine von der Stadtverordnetenversammlung genehmigte Alignementplanung für die Burgstraße zugunsten der Wertheimschen Fabrik durch die städtischen Behörden revidiert werden mußte.

Der wirtschaftliche Aufschwung gerade dieses führenden Unternehmens der Nähmaschinenindustrie trug in nicht geringem Maße zu dem Eindruck bei, Bornheim hätte seinen dörflichen Charakter gegen eine hauptsächlich gewerbliche Struktur getauscht. Dagegen spricht jedoch die geringe Siedlungsdichte von Firmen mit größerem Arbeitsplatzangebot. Weiterhin bestimmten mangels funktionierender Bauleitplanung der Grundstückspreis und die Verkehrsanbindung über einen Fabrikstandort. So lagen mit Ausnahme der Nähmaschinenfabriken alle anderen Neugründungen entlang den Hauptverkehrsstraßen, dem Sandweg und der Berger Straße, zwischen Frankfurt und Bornheim.

Zu ähnlicher Bedeutung wie die Nähmaschinenfabrikation gelangte die Asbestwarenfabrik von Louis Wertheim an der Gelnhäuser Straße 51 (Berger Straße 207—209). Aus den bescheidenen Anfängen einer 1874 begonnenen Herstellung von Stopfbüchsen aus Baumwolle, Hanf; Seifenstein und Talkum entwickelte sich nach Aufnahme der Fabrikation von Asbestwaren — Platten, Gespinste, Gewebe etc.

— im Jahre 1881 und der Produktion von Platten und Schnüren aus mit Kautschuk imprägnierten Asbestgewebe der gewerbliche Kleinbetrieb zu einem industriellen Unternehmen, welches 1886 immerhin siebzig Arbeiter beschäftigte. Zehn Jahre später zwang der erhöhte Platzbedarf die Frankfurter Asbest-Werke Louis Wertheim & Co., die inzwischen mit der Herstellung von Asbestwaren in Europa führte, ein Zweigwerk außerhalb Bornheims, im neu entstehenden Gewerbegebiet von Niederrad, zu errichten, in dem die Asbestwerke zusammen mit dem Bornheimer Stammwerk dreihundert Arbeiter beschäftigten.

Direkt neben der Deutschen Nähmaschinenfabrik begann 1886 Ernst Kratz an der Burgstraße 106 auf dem Gelände eines ehemaligen Reitstalles mit dreißig Arbeitern die Produktion spezieller chirurgischer Nadeln und Instrumente.

Mehr als dreimal so groß, gemessen an der Zahl der Beschäftigten, stellte die Deutsch-Amerikanische Optische Fabrik J. W. Riglander, eine Filiale der American Optical Company New York, als einzige auf dem europäischen Festland Brillen, sowohl Brillengestelle als auch Gläser, her. Die Fabrik im Norden Bornheims am Seckbacher Weg (Berger Straße 418) lieferte mit ihren hundert Arbeitern pro Woche hundert Gross Brillen (14400 Stück) ausschließlich nach den USA.

Seit dem Beginn der achtziger Jahre kam es in den Grenzen der ehemaligen Ortschaft Bornheim zu keinen weiteren Neugründungen, die sich über den handwerklichen Gewerbebetrieb hinaus zu Fabrikunternehmen entwickelt hätten; wichtigster Produktionszweig auch nach der Jahrhundertwende blieb wie seit den späten sechziger Jahren die Nähmaschinenherstellung. Schon wieder südlich der Bornheimer Grenze ließ sich als letztes größeres Unternehmen im Jahre 1891 am Sandweg 92—94 die Fabrik pharmazeutischer Präparate von Carl Engelhardt nieder, der seit 1872 die Herstellung solcher Präparate im Keller der „Rosenapotheke“ im Salzhaus fabrikmäßig betrieben hatte. Ein Jahr früher hatte 1890 Ludwig Günther im Sandweg 104 mit der Fertigung von Spiralbohrern begonnen.

Ganz in der Nähe der seit 1857 bestehenden Metallwarenfabrik C. Beyer & Comp. ließen sich zwei für den guten Ruf der Frankfurter Industrie bedeutsame Unternehmen nieder. Etwa gleichzeitig mit der Verlegung seiner Hasenhaarschneiderei vom Sandweg 21 an die Klickerbahn (Wittelsbacher Allee) erwarb Julius Pfungst das Alleinverkaufsrecht für Produkte aus dem auf der Insel Naxos geförderten Schmirgel von der griechischen Monopolverwaltung. Damit hatte Pfungst die Basis geschaffen für die Einrichtung eines neuen Industriezweiges in Frankfurt. Im Jahre 1874 nahm die neuerbaute Fabrik der „Gesellschaft des ächten Naxos-Schmirgels, Naxos-Union Schmirgeldampfwerk, Frankfurt am Main, Julius Pfungst“ an der Klickerbahn 16 die Herstellung von Schleifsteinen aus gekörntem Naxos-Schmirgel auf, von dem im Jahre 1886 etwa sechzig bis siebzig Arbeiter, wöchentlich 150 Zentner Rohschmirgel verarbeiteten.

Mit der Verlegung der Parfümerie- und Seifenfabrik J. G. Mouson & Cie. 1881 aus der Breitengasse in die seit 1880 am Bergweg (Mousonstraße 5—13) nach den neuesten bautechnischen und psychologischen Erkenntnissen über Arbeitsstätten errichtete Fabrik erhielt das Gebiet zwischen Sandweg. Mouson- und Wingertstraße seinen bleibenden Charakter als Kleinindustriegebiet. Spätere Firmenniederlassungen paßten sich der vorhandenen Bebauung an und lagen meist, von der Straße aus nicht erkenntlich, in den Innenhöfen der Blockrandbehauung. Ein typisches Beispiel dafür ist die 1898 gegründete Frankfurter Zählerfabrik GmbH von Spanner & Loeven im Hinterhaus der Bornheimer Landstraße 52—54.

Die Ansiedlung von Fabriken in Bornheim und in dem davon nicht zu trennenden heutigen Frankfurter Ostend entsprach auch mit der partiellen Konzentration an der Burgstraße und dem südlichen Sandweg, der allgemeinen Tendenz, Fabrikanlagen. solange sie zu keiner Belästigung der Nachbarschaft führten, an fast jedem Ort des Stadtgebietes zuzulassen. Obwohl sich Anfang der neunziger Jahre in Frankfurt verstärkt Unternehmen des Maschinenbaues und der Elektrotechnik niederließen oder bereits ansässige Firmen ihre Kapazitäten erweiterten, kam es im Gebiet zwischen Frankfurt und Bornheim zu keiner nennenswerten industriellen Weiterentwicklung, vor allem Neugründungen von Bedeutung sind nicht mehr zu verzeichnen. Als eine der wichtigsten Ursachen für die Stagnation wirkte sich die ungünstige Lage zu dem modernsten Verkehrsmittel der Zeit — der Eisenbahn — aus. Neue Fabrikviertel entstanden nach der Fertigstellung des Centralbahnhofes eigentlich nur noch im Westen der Stadt in der Nähe der Personen- und Güterbahnhöfe und in Bockenheim. Vor allem in Bockenheim verdichteten sich die Fabriken entlang der Bahnlinien zu einem echten Industriegebiet.

Industriebetriebe im Nordend (Katalog)

Carl Beyer & Comp.

Metallwarenfabrik, Sandweg 20 (60, 64, 66)

Mit Erlaubnis des Senats vom 16. April 1857 gründeten der Metallgießer Johann Carl Ludwig Beyer und der 1856 als Handelsmann eingebürgerte Carl David Friedrich Beyer aus Halberstadt noch im selben Jahr 1857 eine Metallwarenfabrik mit Dampfbetrieh auf dem Grundstück Gewann 3 Nr. 926 B, E, 927 A, 930 A, B, C und 931 am Sandweg nach Bornheim unter dem Namen „Carl Beyer & Comp“.

Das Fabrikgebäude sollte nach den Auflagen der Baubehörde „in Stein ausgeführt werden, einen Mittelbau von Erdgeschoß und ein Stock und zwei Flügelbauten von Erdgeschoß erhalten in welch letzteren Gießerei und Werkstätte mit Gießofen, Trockenofen und Esse eingerichtet werden sollen. Hinter dem Metallbau soll das Kesselhaus für eine Dampfmaschine in einen nicht überbauten Raum erbaut werden“. Die zeitgenössische Abbildung im Malerischen Plan von Frankfurt am Main, 1864 von Friedrich Wilhelm Delkeskamp veröffentlicht, läßt erkennen, daß die Fabrik von Carl Beyer & Comp. in etwa den Auflagen der Baubehörden entsprach. Mehrfache Umbauten, u. a. durch den Architekten Eugen Greiß 1895, veränderten die ehemals symmetrisch ausgeführte Fabrik, bis schließlich 1905 ein Neubau auf dem Grundstück Sandweg 64 die alten Gebäude ersetzte.

Bis 1915 blieb die Fabrik im Besitz der Familie Beyer (ab 1869 Carl Beyer Witwe, ab 1889 Carl Beyer Sohn), mit dem Eigentümerwechsel verband sich die Umwandlung in die Frankfurter Armaturen-fabrik Aktiengesellschaft.

Lit.: Senats Suppl. 624/31 und 649/14 AB Ffm 1850—1920

Bohrmann Nachfolger Fabrik versilberter Tafelgeräte, Sandweg 21

Im Adreßbuch von 1871 wird Bohrmann & Stern, versilberte Tafelgeräte und Luxusgegenstände mit Filialen in der Friedberger Straße 13 und am Roßmarkt 19, erstmals erwähnt, ab 1877 befand sich der nun als Fabrik versilberter Tafelgeräte B. Bohrmann bezeichnete Betrieb in der Großen Friedberger Straße 13, wo ihn B. Bohrmanns Nachfolger August Grünebaum aus Offenbach und Leopold Cahn 1881 übernahmen. 1889 übersiedelte die Firma aus dem zu klein gewordenen bisherigen Fabriklokal — 1886 beschäftigte B. Bohrmann Nachfolger bereits fünfzig Arbeiter — in die seit 1842 kontinuierlich genutzte Fabrikanlage im Sandweg 21. Ursprünglich als Gehäuse für die mechanische Weberei von Bourguignon & Lindheimer gebaut, arbeiteten hier zwischen 1852 und 1863 die Zigarrenfabrik der Gebr. Schloss. Letztmalig nutzte die Fabrik als Einheit Julius Pfungst mit einer Hasenhaarschneiderei, nach 1872 teilten sich jeweils mehrere Unternehmen den reichlich vorhandenen Platz, bis nach 1908 die Fabrik versilberter Tafelgeräte B. Bohrmann Nachfolger wiederum das Gesamtobjekt belegte. Dieses entsprach in seinem Kern noch der 1842 den Fabrikanten Bourguignon und Lindheimer konzessionierten Fabrik, die, parallel der östlichen Grundstücksgrenze errichtet, ihre Giebelfront dem Sandweg zuwandten. Quer dazu lag am hinteren Ende des Grundstücks das Maschinen- und Kesselhaus. Außer einer Vielzahl von Dachfenstern, die auch Produktionsräume im Dachgeschoß vermuten lassen, unterschied sich das schmucklose dreigeschossige Gebäude im Sinne der für den Fabrikbau der Zeit geforderten Möglichkeit flexibler Nutzung lediglich durch seine absolute Länge von der umgebenden Wohnbebauung. Ein ähnlich gestalteter Erweiterungsbau parallel dem Sandweg komplettierte noch vor 1864 die Fabrikanlage, die spätere Anbauten nicht mehr grundsätzlich veränderten.

Lit.: Rechnei nach 1816 — 86/12 AB Ffm 1830—1920

Clemens Brendel Söhne, Kunst- und Bauschlosserei, Egenolffstraße 21

Die 1879 von Clemens Brendel in der Fahrgasse gegründete und nach einer Aufbauphase im Oederweg 1899 in die Egenolffstraße 21 verlegte Kunst-und Bauschlosserei gehörte zu den zahlreichen Betrieben, die nach den Tätigkeitsmerkmalen noch dem Handwerk, jedoch der Betriebsorganisation nach bereits der Industrie zugerechnet werden mußten. Ihre Werkstattgebäude im Inneren der sie umschließenden Mietshausbebauung sind charakteristisch für die Stadterweiterungsgebiete der Jahrhundertwende. Nach der Bauordnung auf zwei Geschosse begrenzt, ermöglichten Böschungen und Lichtschächte die produktive Nutzung von drei Geschossen. während das Dachgeschoß meist noch Wohnräume enthielt. Einfache konstruktive Systeme aus eisernen Stützen und Unterzügen sorgten für die Nutzung der Fabrikationsgeschosse. Dem rationalen Inneren entsprach das schmucklose Äußere des Backsteinrohbaus, dessen Fassaden nur selten zurückhaltend verwendete Formen der Neurenaissance aufwerteten.

Quelle: Auskunft des Geschäftsinhabers

Gustav Colshorn, Nähmaschinenfabrik, Schraubenfabrik, Sandweg 21, Solmsstraße 1(17), Kreuznacher Straße 30

Seit dem 17. November 1867 bestand die Nähmaschinenfabrik und Handlung von Wilhelm Colshorn, anfangs im Bergweg 13, danach 1869/70 in der ehemaligen Fabrik von Bourguignon & Lindheimer im Sandweg 21 und schließlich von 1871 bis 1873 in der Schönen Aussicht 46 (Adalbertstraße) und mit einer zweiten Werkstatt im Rödelheimer Sandweg (Solmsstraße). Nach dem Eintritt von Heinrich Theodor Mencke als Teilhaber nannte sich die Firma von 1874 bis zur Übernahme durch Gustav Colshorn 1876 „Union Nähmaschinenfabrik“. 1880 begann G. Colshorn mit der Schraubenfertigung, ohne jedoch sofort die Nähmaschinenproduktion vollständig aufzugeben. Erst ab 1882 nannte sich die Firma nun Gustav Colshorn, Schrauben-, Muttern- Nietenfabrik. Lukrative Aufträge in Verbindung mit dem Bau des Frankfurter Hauptbahnhofes verhalfen dem Unternehmen zu einem schnellen geschäftlichen Aufschwung. Von 1886 bis 1889 unterhielt G. Colshorn, nach dem Eintritt von Hugo Brönner als Teilhaber in die Firma, ein Zweigwerk in der Schönen Aussicht 25 (Adalbertstraße), 1889 übersiedelte die Schraubenfabrik in einen Fabrikneubau in der Straße Hinter dem Bahnhof (ab 1897 Kreuznacher Straße); im gleichen Jahr übernahm Bückling & Baum das alte Fabrikgebäude.

Nach 1892, dem Todesjahr von Gustav Colshorn, erweiterte sich die Firma durch den Ankauf der bereits seit längerer Zeit in Sachsenhausen bestehenden Schraubenfabrik von Kerber & Schätzle.

Lit.: Industrie, Handel und Gewerbe, VI. Lieferung, 1912 AB Ffm 18602—1914

Deutsch-Amerikanische Optische Fabrik, (J. W. Riglander), Bergerstraße 418

Nur fünf Jahre — von 1885 bis 1890 — befand sich die Filiale der American Optical Company New York in dem 1884 im Auftrag von S. W. Hammel errichteten Fabrikgebäude auf dem Grundstück Bergerstraße 418; ab 1891 arbeitete unter dieser Adresse die Maschinenfabrik Wolf, Jahn & Co. Die optische Fabrik, welche als einzige ihrer Art auf dem europäischen Kontinent Brillengestelle und -gläser mittels Spezialmaschinen herstellte, beschäftigte im Jahr nach der Gründung bereits einhundert Arbeiter. die pro Woche etwa 14000 Brillen ausschließlich für den Export nach Amerika herstellten.

Lit.: Ffm 1886, a.a.O., 5. 592

Deutsche Nähmaschinenfabrik von Jos. Wertheim, Burgstraße 86

Den Grundstock für die Deutsche Nähmaschinenfabrik legte Josef Wertheim, der die Nähmaschinenindustrie in den USA kennengelernt hatte, 1862 mit der Eröffnung einer Verkaufsniederlassung für Nähmaschinen. Sechs Jahre später begann er in der zwischen Burg- und Petterweilstraße 1868 fertiggestellten Fabrik mit achtzig Arbeitern selbst Nähmaschinen herzustellen. Als Deutsche Nähmaschinenfabrik vorm. Josef Wertheim Aktiengesellschaft, umgewandelt 1873, umgaben die ausschließlich nach wirtschaftlichen Kriterien errichteten Fabrikbauten 1883 bereits den gesamten Straßenblock zwischen Burg-, Eichwald-, Petterweil- und Germaniastraße mit Werkstätten und Magazinen auf einer Fläche von 7800 Quadratmetern. Als größter Arbeitgeber Bornheims beschäftigte die Nähmaschinenfabrik im selben Jahr für eine Produktion von etwa 35000 Nähmaschinen an etwa 350 Arbeitsmaschinen größtenteils eigener Konstruktion bereits 600 Arbeiter. Die Fabrik besaß zwei Dampfkessel von 185 Quadratmeter Heizfläche und zwei Dampfmaschinen von zusammen 95 PS, zwei Kupolöfen und eine Gießerei mit Formmaschinen eigenen Patents. Bei anhaltender Konjunktur blieb die Zahl der Beschäftigten bis 1907 etwa konstant. Im gleichen Jahr wurde mit dem Bau einer Gießerei in Bonames begonnen.

Lit.: HK, a.a.O., S. 1258

Ffm 1886, a.a.O., 5. 597

Akten des Magistrats T 20/955

Deutsche Vereinigte Schuhmaschinen GmbH, Heidestraße 56, Westerbachstraße 47

Ursprungsland der mechanischen Schuhfabrikation sind die Vereinigten Staaten von Amerika; in Deutschland führte die International Goodyear Shoe Machinery Co. 1890 die ersten Goodyear-Welt-Maschinen in Pirmasens ein. Die Frankfurter Repräsentanzen der International Goodyear Shoe Machinery Co. — Lieferant des Rahmensystems —und der Consolidated Hand Method Lasting Machine Co. — Zwicksystem — gründeten 1898 die Maschinen- und Werkzeugfabrik GmbH, Frankfurt a. M.; durch Verschmelzung der beiden amerikanischen Firmen mit der Stanley Manufacturing Co., die erstklassige Absatz- und Metall-Befestigungs- sowie Ausputz-Maschinen herstellt, entstand in den USA die United Shoe Machinery Corporation und am 29. Oktober 1900 als deutsche Tochtergesellschaft die Deutsche Vereinigte Schuhmaschinen GmbH in Frankfurt a. M. Diese begann in dem Gebäude der ehemaligen Maschinen- und Werkzeugfabrik GmbH, Heidestraße 56, einem regelmäßig durchfensterten, dreigeschossigen Putzbau von spätklassizistischer Einfachheit, in der auch die Wohnbauteii der Umgebung ausgeführt waren. Nachdem im Frühjahr 1903 ein Brand die Fabrik in der Heidestraße zerstört hatte, entstand an der Westerbachstraße zwischen Rödelheim und Sossenheim ein Fabrikneubau, geplant und ausgeführt von dem Bockenheimer Bauunternehmer Louis Mandel, der bereits am 1. November 1903 eingeweiht werden konnte. Dem in Mischbauweise aus innerer Eisenkonstruktion und äußerem Backsteinmauerwerk errichteten dreischiffigen, zweigeschossigen Fabrikgebäude lag ein gleichmäßiges Raster von 5,60 mal 6,00 Meter Stützweite zugrunde, das eine allseitige Erweiterung problemlos ermöglichte. Beim Stand von 300 Beschäftigten wurde die Fabrik erstmals 1907 erweitert und aufgestockt; in den Jahren 1912 — die DVSG beschäftigte inzwischen 800 Arbeiter und Angestellte — und 1921 entstanden weitere Neubauten die, von der gleichen Baufirma und im gleichen statischen System errichtet, sich trotz der unterschiedlichen Bauzeiten als formale Einheit präsentierten.

Analog dem Fertigungsbetrieb in Rödelheim entwickelte sich auch das von 1900 bis 1983 in der Mainzer Landstraße 147 eingerichtete Hauptbüro, in dem 1925 über 300 Angestellte und 60 Kundendienst-Mitarbeiter tätig waren.

Lit.: 25 Jahre DVSG, Jubiläumsschrift 1900 1925

Frankfurter Nähmaschinenfabrik A. Sandrock, Heidestraße 4 (48—56)

An dem Aufschwung der Nähmaschinenindustrie im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts hatte auch die 1871 im Zimmerweg 9—11 gegründete Frankfurter Nähmaschinenfabrik A. Sandrock teil, wenn auch in sehr viel bescheidenerem Maße als die Deutsche Nähmaschinenfabrik von Josef Wertheim. Die Fabrik, die um 1886 etwa zwanzig Arbeiter beschäftigte, bestand bei mehrfachem Wechsel des Geschäftslokals — 1874 Heidestraße 4, 1879 Heidestraße 56, 1888 Heidestraße 48 — bis 1893.

Lit.: Ffm 1886, a.a.O.. 5. 597 AB 1870—1900

Gold- und Silbergespinstfabrik von Johann Conrad Mack, Eckenheimer Landstraße 28 (64)

Die Gründung der Gold- und Silbergespinstfabrik ging auf Johann David Wiegel zurück, der in Lyon die Fabrikation erlernte und 1786 neben seiner Knopfmacherei in der Bleidenstraße 13 auch mit der Fabrikation von Gold- und Silbergespinsten begann. 1794 trat Johann David Mack in das noch bescheidene Geschäft ein, das erst nach 1806 durch den Bedarf der militärischen und Hofchargen an dem Hofe Cerl von Dalbergs in Frankfurt und dem des Königreiches Westfalen einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte. Nach 1817, Johann David Mack hatte seinen Schwiegersohn Heinrich Christian Kreutzer an der Firma beteiligt, trat die Fabrikation der Gold- und Silber Gespinstfabrik Frankfurt am Main gegenüber dem Geschäft mit Seide in den Hintergrund. In Mailand wurde eine Filiale für den Einkauf von Rohseide eröffnet, von der sich Johann Conrad Mack nach dem Tode seines Vaters trennte, um unter eigenem Namen in Frankfurt einen Handel mit Näh-, Stich- und Hutseide zu führen. Erst mit dem Eintritt des Schwiegersohnes Ferdinand Leuchs aus Nürnberg, der dort an einer Fabrik leonischer 1 Gold- und Silberwaren beteiligt gewesen war, nahm ab 1862 die Macksche Firma erneut die Herstellung von Edelmetallgespinsten auf. Leuchs verlegte 1865 — nach dem Austritt Johann Conrad Macks — das Geschäft in eine neue Fabrik in der Eckenheimer Landstraße 28 (ab 1888 Nr. 64), wo es verstärkt nach dem Eintritt von Philipp Schneider ab 1872 sehr erfolgreich vor allem für die kleinasiatischen, nordafrikanischen und asiatischen Märkte produzierte. Im Jahre 1885 verarbeiteten über hundert Arbeiter fast zehntausend Kilogramm Edelmetalle. Die Fabrik bestand als Frankfurter Gold- und Silbermanufaktur bis 1898 in der Eckenheimer Landstraße 64.

Lit.: Ffm 1886, a.a.O., S. 591

Gold- und Silbergespinstfabrik Johann Cunrad Mack

Hundert Jahre Geschäftliche Tätigkeit von 1788-1888

Johann Conrad Kämpf, Maschinenfabrik, Höhenstraße 17

1873 gründete der Mechaniker J. C. Kämpf in der Burgstraße 54 in Bornheim eine Fabrik von Schieleschen Ventilatoren und transportablen Schmiedeherden, die nach einem Zwischenspiel 1877/1878 in der Taunus-(Höhen-)straße 3 im Jahre 1879 auf Dauer Fabrikräume in der Höhenstraße 15/17 bezog. Um 1886 beschäftigte J. C. Kämpf etwa zwanzig Arbeiter mit der Herstellung von Ventilatoren und Exhaustoren. Nach der Übernahme der Metallgießerei und mechanischen Werkstatt von Fleischer & Mühlich (Sandweg 114) im Jahre 1891 produzierte J. C. Kämpf ab 1899 Apparate für die Kohlensäureindustrie, Bier- und Mineralwasser-Apparate und Eisschrankbüfetts.

Lit.: Ffm 1886, a.a.O.. 5. 596 AB Ffm 18701926

Ernst Kratz, Fabrik chirurgischer Nadeln und Instrumente, Burgstraße 106

Direkt neben der Deutschen Nähmaschinenfabrik Josef Wertheim begann 1886 Ernst Kratz an der Burgstraße 106 auf dem Gelände eines ehemaligen Reitstalles mit dreißig Arbeitern die Fertigung spezieller chirurgischer Nadeln und Instrumente. Nach der Planung des Architekten Robert Wollmann entstand 1913, nach einer Erweiterung der Fabrik im Jahre 1904, ein neues Verwaltungsgebäude.

Lit.: Ffm 1886, a.a.O., 5. 592

Maschinenfabrik vorm. Ph. Mayfarth & Co. GmbH, Höchsterstraße (Kleyerstraße) 1, Baumweg 7, Hanauer Landstraße 119/121, 147, 169, Orberstraße 4

Am 4. April 1872 gründeten Philipp Mayfarth aus Frankfurt a. M. und Samuel Moser aus Oberliederbach, Kreis Höchst a. M., die Landmaschinenhandlung und Reparaturwerkstatt Ph. Mayfarth & Co., die mit zunächst einem Arbeiter im Baumweg 7 ein Geschäftslokal eröffnete. Bei anfänglich schleppender Entwicklung schied Ph. Mayfarth bereits 1875 wieder aus der Firma aus, für ihn trat 1878 Moritz Moser I., Bruder des Firmeninhabers, als Teilhaber ein, nachdem durch Engagement in der ostpreußischen Landwirtschaft, eingeschlossen die Gründung einer Zweigniederlassung in Insterburg im Jahr 1877, sich wachsener Erfolg einstellte. Ab 1880 pachtete die Firma zwei noch aus dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 stammende Lazarettbaracken an der Hanauer Landstraße in der Nähe des alten Ostbahnhofs, um die sich in den folgenden Jahren — nach Kauf von etwa 3000 Quadratmetern Gelände 1881 — die erste Fabrik zur Herstellung von Häcksel und Dreschmaschinen entwickelte. Die Gebäude der Liegenschaft Baumweg 7 wurden weiterhin als Lager- und Ausstellungsräume genutzt...

Lit.: Ffm., 1886, a.a.O., 5. 597

Lerner, a.a.O., 5. 364

IHK, a.a.O., 5. 1259

50 Jahre Ph. Mayfarth & Co., 1872—1922

Soldan & Stayert, Nähmaschinenfabrik, Petterweilstraße 2 (4) — bis 1878 Elisabethenstraße

Die 1870 im Sandweg 60 gegründete Nähmaschinenfabrik beschäftigte 1871 mit etwa 30 Arbeitern gerade ein Zehntel der bei der Deutschen Nähmaschinenfabrik von Josef Wertheim tätigen Arbeitskräfte. 1874 wurde die Firma an den Germaniaplatz, 1875 in die Elisabethenstraße 2 (4) (Petterweilstraße) verlegt. Ab 1879 folgen auf dem Grundstück Petterweilstraße 2 (4) die Firmen:

1879                    Soldan & Möller

1879-1885          Schlüter & Cie

1883-1885          Jacob Stayert, Mech. lithogr. Masch. u. Utensilien

1885-1888          Jacob Stayert, Maschinenfabrik

1886-1890          Lewison & Comp. Bettfedernfabrik

1891-1895          Julius Annathan, Lederfabrik und Handlung

1896                    Stassny & Gossi

1897-1900          Nassovia-Fahrradwerke (ab 1901 Gutleutstraße 156/158)

1901—                  Deutsche Nähmaschinenfabrik Jos. Wertheim

Lit.: IHK, a.a.O., 5. 1247
AB Ffm 1868-1910

Carl Engelhard, Fabrik pharmazeutischer Präparate, Sandweg 92/94

In den Kellerräumen der „Rosenapotheke“ im Salzhaus, die er seit 1831 führte, begann der Apotheker Carl Engelhard mit der fabrikmäßigen Herstellung von chemischen Präparaten, Pillen und Pasten aller Art, mit der er 1886 etwa 25 Arbeiter beschäftigte. 1891 verlegte C. Engelhard die Fabrikationsstätte nach dem Sandweg 92, einem an der Straße gelegenen, typisch spätklassizistischen mehrgeschossigen Wohnhaus vorstädtischer Bauart mit charakteristisch übergiebeltem Dacherker und dem von der Straße abgelegenen Fabrikationsgebäude Nr. 94 wo sich das Unternehmen noch heute befindet.

Lit.: F. Lerner, a.a.O., 5. 35tf Ftm 1886, a.a.O., 5. 601

AB Ftm 1870-1914

Lucius & Saul, Fabrik pharmazeutischer und chemischer Präparate, Fabrik von Cacaomassen und Chocoladen, Dampfmühle und Pulverisiranstalt, Oederweg 8 (34)

Im Jahre ihrer Einbürgerung erwarben 1858 Dr. Eugen Lucius, später einer der Gründer der Farbwerke Hoechst, aus Erfurt und Johann Friedrich Saul aus Alach bei Erfurt die seit 1825 vor dem Eschenheimer Tor bestehende Wippermannsche Farbenfabrik. Diese bestand einmal aus dem eigentlichen an der Straße gelegenen, zwischen 1825 und 1836 entstandenen zweigeschossigen Fabrikgebäude mit klarer klassizistischer Fassadenaufteilung im Wechsel rundbogiger und rechteckiger Fensterformate zwischen Erd- und Obergeschoß und den Giebel zentrierendem Thermenfenster. Einem Obelisken ähnlich, flankierte auf gequadertem Sockel ein Kamin aus dem Jahre 1836 einseitig das Fabrikgebäude. Als Magazine und Wohnungen dienten vermutlich in verputztem Fachwerk ausgeführte Seiten- und Hintergebäude.

Nach zwei Jahren Prokura nahm Dr. E. Lucius 1866 den Kaufmann Paul Friedrich Schumacher aus Stuttgart als Teilhaber auf. J. F. Saul war 1863 aus der Firma ausgeschieden. 1874 erhielt die Fabrik chemischer Präparate in F. A. Büdingen einen neuen Eigentümer.

Lit.: Senats Suppl. 698/19 und 698/20 AB Ffm 1855—1875

Chemische Fabrik Merz & Co., Eckenheimer Landstraße 100

Ein Jahr nach dem Abschluß des Pharmaziestudiums begann Friedrich Merz in der Moselstraße mit der Fabrikation von Tubensalben. Nach einer Zwischenstation in der Weberstraße verlegte Merz seine auf drei Arbeiter angewachsene Firma 1910 in die Eckenheimer Landstraße 100. Bis 1915 nutzte Merz mit anderen Kleinunternehmen gemeinsam die 1874 für die Parfümeriefabrik Imanuel & Duswald errichteten Fabrikgebäude, übernahm diese jedoch 1916 als alleiniger Inhaber. In den nach Kriegszerstörung teilweise veränderten, ursprünglich als Backsteinrohbau aufgeführten, durch Lisenen und Gesimse gegliederten Fabrikgebäuden werden auch heute noch pharmazeutische Präparate hergestellt.

Lit.: F. Lerner, a.a.O., 5. 359

Friedrich Wippermann, Chemische Farbenfabrik, Oederweg 8

Gegen die Proteste der Nachbarn und die Bedenken des Rentenamtes erhielt der Material- und Farbwarenhändler Friedrich Wippermann 1825 die Genehmigung zum Betrieb einer Roßmühle vor dem Eschenheimer Tor, die sich bald zu einer chemischen Fabrik entwickelte. Ein Jahrzehnt später installierte er die erste vom Senat in Frankfurt genehmigte Dampfmaschine, gebaut von der Firma S. Dobbs und Franz Nellessen in Aachen. „Der Kessel hatte zylindrische Form und war aus gewalzten Eisenplatten genietet, seine lichte Weite betrug 2 Fuß, 5 Zoll, 9 Linien, seine Länge in den Seiten 16 Fuß, 3 Linien und im Mittel 16 Fuß, 8 Zoll, 9 Linien und hielt einen Probedruck von 139 8/10 Pfund auf den Quadratzoll aus.“

Im Jahre 1858 erwarben Dr. E. Lucius und J. F. Saul die Wippermannsche Fabrik.

Lit.: HK, a.a.O., 5. 1229

Jmanuel & Duswald, Seifen- & Parfümeriefabrik, Eckenheimer Landstraße 100

Fabrikneubau 1874, Firmensitz bis 1892, von 1893 bis 1910 Doering & Co., Seifen- und Parfümfabrik

von 1893-1908   R. Morgenstern, Buchdruckerei

von 1908-1915   u. a. Metropole, Tabak- und Zigarettenfabrik; Premier-Maschinen Gesellschaft;

                            V. Stern Junior & Söhne

ab 1910                 Merz & Co., Chemische Fabrik

Lit.: AB Ffm 1870-1915

Rupp & Bechstein, Lederlackierfabrik, vor dem Eschenheimer Tor

Erstmals 1844 erwähnt das Frankfurter Adreßbuch die „Leder-Lackirfabrik und Handlung Heinrich Rupp“ in der Engelhard Bechstein als Prokurist tätig ist, vor dem Eschenheimer Tor, Gewann X Nr. 83c. Ab 1849 firmiert das Unternehmen als Rupp & Bechstein unter der Adresse Eschersheimer Landstraße 46; im Jahre 1866 schließlich wird die Fabrik nach Idstein im Taunus verlegt.

Lit.: Senats Suppl. 481/3 AB Ffm 1840—1870

F. Flinsch, Schriftgießerei, Eiserne Hand 12

Die Schriftgießerei Flinsch ging in ihren Ursprüngen zurück bis auf die 1757 durch den Schriftschneider und -gießer Friedrich Wilhelm Schröter im Junghof gegründete Gießerei. Ab 1773 durch dessen Witwe weitergeführt, übernahm 1788 der Schwiegersohn Johann Friedrich Gottlob Schleußner die Gießerei. die nach seinem Tod 1802 auf Rechnung der Erben weitergeführt und schließlich 1827 an die Handelsleute Friedrich Dresler und Karl Rost-Fingerlin verkauft wurde. In die nach dem Ausscheiden Rost-Fingerlins 1845 als „Dreslersche Gießerei“ weitergeführte Firma trat am 1. Januar 1849 Karl Mayer als Teilhaber ein, der die Gießerei am 1. Juli 1855 als alleiniger Inhaber übernahm, diese jedoch schon zum 1. Januar 1859 dem Handelsmann Heinrich Friedrich Gottlob Flinsch verkaufte. Die Verlegung der Fabrik in einen Neubau auf die Liegenschaft Gew. 5, Nr. 78, 79, 80, Eiserne Hand 12. für den Flinsch Anfang 1863 die Bauerlaubnis zur Aufstellung einer Dampfmaschine von 3 Pferdestärken erhielt, bereitete die Entwicklung der Gießerei zu einem Industrieunternehmen größeren Umfanges vor, das ab 1865 unter dem Nachfolger Heinrich Karl Ferdinand Flinsch aufblühen sollte. Etwa 250 Arbeiter und Angestellte fertigten 1867 im Durchschnitt wöchentlich 2.5 Millionen Buchstaben an 50 Gießmaschinen, 10 Handöfen mit Gießpumpen, 6 Justiermaschinen. 24 Bestoßtischen und unterschiedlichen Hilfsmaschinen, die zum größten Teil Dampfkraft antrieb. Zehn Jahre früher als die Bauersche Gießerei führte Flinsch 1872 die nach Patent von Johnson & Atkinson gebaute Komplettgießmaschine ein, gleichzeitig erweiterte eine Messinglinienfabrik mit eigenem Walzwerk das Unternehmen. Als erster Betrieb in Deutschland besaß ab 1873 die Schriftgießerei F. Flinsch eine Weston‘sche elektro-dynamische Maschine für Matrizen- und Klischeegalvanoplastik. Ein Jahrzehnt vor der Übernahme der Firma 1916 durch die Bauersche Gießerei beschäftigte F. Flinsch etwa 210 Arbeitskräfte.

Die Schriftgießerei in der Eisernen Hand setzte sich aus mehreren Gebäuden zusammen. Zu der ersten, um 1852 entstandenen Anlage gehörte ein zweigeschossiges Wohn- und Bürohaus entlang der Straße, im Obergeschoß über eine Brücke mit dem in Längsrichtung des Grundstücks angeordneten Gießereigebäude verbunden, dessen jeweils linkes Ende ein Eckrisalit hervorhob, auf der Ostseite einseitig verlängert durch ein mäßig höheres Gebäude. In der Front gegen den ersten Bau um die halbe Breite versetzt, schloß sich ein zweites, ebenfalls zweigeschossiges Gießereigebäude an. Allen diesen Gebäuden gemeinsam war die der Entstehungszeit gemäße Schlichtheit der Baukörper wie auch der Fassaden. Im Zusammenhang mit dem Neubau des Vorderhauses 1867 in Formen des Spätklassizismus erhielten auch die Fassaden der Fabrikgebäude eine repräsentative Überarbeitung, ohne das sich die Baukörper im wesentlichen geändert hätten.

Lit.:Senats Suppl. 17/152; 190/15 1-1K. a.a.O., 5. 1290

Das Handlungshaus Ferdinand Flinsch, Gedenkbuch

zu dessen Fünfzigjähriger Jubelfeier am 20. April

1869, Hrsg. Fr. W. Süs, 1869 Ffm.

A. Askenasy, a.a.O.. 5. 622

Benjamin Krebs Nachfolger, Schriftgießerei, Querstraße 8-14

Der Mitinhaber der „Andreaeschen Buchhandlung und Druckerei“ Johann Benjamin Krebs erwarb am 1. August 1816 die ehemalige Brenzlersche Schriftgießerei als Grundstock eines „Großunternehmens“ das um 1834 — für diese Zeit beachtlich — bei ständigem Betrieb von 6 Gießöfen etwa 40 Arbeitskräfte beschäftigte. Nach der Abtrennung der Buchhandlung, die der Schwager J. G. Rottig übernahm, führte Krebs die Buchdruckerei und Schriftgießerei ab 1839 als selbständige Firma weiter, konzentrierte sich jedoch ab 1848, nach Übergabe der Druckerei an seinen Sohn, ausschließlich auf die Schriftgießerei. Ein Jahr vor seinem Tode zog sich Benjamin Krebs aus dem Geschäftsleben zurück und übergab das Unternehmen am 1. April 1857 an seinen Sohn Gustav Rosalino und den Kaufmann Hermann Poppelbaum. Unter dem Namen „Benjamin Krebs Nachfolger“ wurde die Schriftgießerei 1869 von der Alten Mainzer Gasse 36 und 39 — durchweg Betriebsgebäude von handwerklicher Größenordnung — in die Querstraße 12 unweit der chemischen Fabrik von Dr. Lucius verlegt und in den folgenden Jahren durch Neubauten auf die Grundstücke 8—14, später auch Oederweg 35 ausgedehnt.

Entlang der Querstraße zeigten die Betriebsgebäude, deren jüngstes 1893 als fünfachsige Verlängerung der Straßenfront entstand, ausnahmslos handwerklich und künstlerisch qualitätvolle Fassaden in Formen der Neurenaissance, ausgeführt in Verblendmauerwerk und Formteilen aus rotem Sandstein. Die noblere Gestaltung des Gebäudes Nr. 14 mit Fensterverdachungen, wechselnden Fensterformen und großzügiger Verwendung von Sandstein vermittelte im Gegensatz zu dem sich anschließenden östlichen Flügel eher die Vorstellung eines städtischen Wohnhauses denn den einer Fabrik. Nach dem Tode von Gustav Rosalino übernahm Hermann Poppelbaum 1870 die Gießerei als Alleininhaber, um sie ein Jahrzehnt später um eine mechanische Werkstätte, eine galvanoplastische Anstalt und eine Fachschreinerei zu erweitern. 1890 traten der Sohn Hartwig Poppelbaum und der Schwiegersohn Karl Gottschneider als Teilhaber in die Firma ein, die sie auch nach Hermann Poppelbaums Tod ab 1894 weiterführten. Alleiniger Inhaber wurde 1910 Hartwig Poppelbaum.

Bereits 1870 existierte unter dem Namen Poppelbaum & Bossow eine Filiale in Wien, 1912 gründete H. Poppelbaum ein weiteres Zweiggeschäft in Petersburg. Die Fabrik in der Querstraße erweiterten 1914 die Holzgeräte- und Holzschriftenfabrik, die sich ab 1925 in dem Gebäude Querstraße 9 befand. Zu dieser Zeit beschäftigte die Firma Benjamin Krebs Nachfolger etwa 120 Arbeiter und 25 Angestellte insgesamt.

Lit: Alt-Frankfurter Firmenhandbuch

Adelmann, Buch- und Steindruckerei, Eschersheimer Landstraße 26

Am 1. Januar 1846 gründete Heinrich Carl Remigius Adelmann (geboren 18. März 1811) nach einer Tätigkeit als Faktor von 1838 bis 1846 in der H.L. Brönners Druckerei eine eigene Firma in der Großen Eschenheimer Straße 25. Vom 1. Juli 1861 bis 30. Juni 1880 arbeitete die Druckerei in der Großen Eschenheimer Straße 43, danach bis 30. Juni 1904 in der Allerheiligenstraße 33, schließlich befand sich der Firmensitz ab 1. Juli 1904 in der Eschersheimer Landstraße 26 in dem 1888 errichteten Fabrikgebäude der Linonformen- und Hutfabrik Friedrich Bechtold. Als Inhaber leiteten die Firma von 1885 bis 1912 Georg Adelmann, von 1912 bis 1915 dessen Schwestern Marie, Anna und Bertha Adelmann, im Oktober 1915 übernahm Hans Hoffmann die Buchdruckerei, in die am 1. Oktober 1919 Fritz Gosewisch als Teilhaber eintrat.

Lit.: Alt-Frankfurter Firmenhandhuch, aa. 0.

E. G. May Söhne, Graphische Kunstanstalt, Eschersheimer Landstraße 34

Die 1845 gegründete Druckerei, die sich mit der Herstellung billiger Bilder befaßte, belebte besonders im Jahre 1848 durch die Anfertigung von Parlamentarierporträts, Darstellungen politischer Ereignisse und Karikaturen den Geschäftsumsatz. Später verdankte die Firma dem Druck religiöser Bilder, die in allen Erdteilen als Massenfabrikation von Chromolithographien abgesetzt wurden, ihren Erfolg. Um 1908 beschäftigte die Druckerei etwa 170 Personen.

Lit.: HK, a.a.O.. 5. 1294

C. Naumanns Druckerei, Eschersheimer Landstraße 28-30

Am 22. März 1822 erhielt der am 5. September 1794 in Hamburg geborene Carl Christian Otto Naumann, der zwei Jahre lang die Brönnersche Druckerei geleitet hatte, mit dem Bürgerrecht die Genehmigung zum Betreiben einer Druckerei. 1824 übernahm C. Naumann die 1821 von Johann Heinrich Christian Wilmanus in der Großen Sandgasse K 55 im Haus „Zum goldenen Kopf“ gegründete Druckerei, die er fünf Jahre vor seinem Ausscheiden 1840 an den Kleinen Kornmarkt 14 „Zum Brabanter Hof“ verlegte, wo sie bis zur Übersiedlung 1919 in die Eschersheimer Landstraße 28—30 bestand. Neben den allgemeinen Druckaufgaben spezialisierte sich C. Naumanns Druckerei, ab 1845 mit wechselnden Inhabern; auf den Druck von Wertpapieren und Banknoten in Zusammenarbeit mit B. Dondorf, den Druck von Musterblättern für Mosaikplatten und die Herstellung von Faltschachteln. Um 1908 beschäftigte die Firma etwa 110 Arbeiter.

Ein Gesuch C. Naumanns vom 10. September 1841 zur Gründung einer Seifenfabrik an der Mainzer Chaussee in der Nähe des Zimmerwegs lehnte der Senat ab.

Lit.: Alt-Frankfurter Firmenhandhuch, a. a. 0. 1-1K, a.a.0.. 5. 1293

Senats Suppl. 113/17

Geographische Verlagsanstalt und Druckerei, Ludwig Ravenstein AG, Wielandstraße 31

Der Gründer der Verlagsanstalt August Ravenstein. geboren am 4. Dezember 1809, gestorben am 30. Juli 1881, begann 1825 eine Lehre bei Karl Jügel, bildete sich zusätzlich zum Geometer aus und fing 1830 als Kanzlist im Kursbüro der Fürstlich Thurn und Taxis‘schen General-Postdirektion zu Frankfurt am Main an zu arbeiten.

A. Ravenstein gründete am 1. Juli 1830 in der Heiligkreuzgasse „Ravensteins Geographische Verlagsanstalt“, deren erstes Produkt, ein kleiner Plan von Frankfurt a. M. ab 29. August 1830 an die Buchhandlungen Jügel, Borelli u. a. ausgeliefert wurde. Sehr bald begann sich A. Ravenstein mit seinen Kartenwerken über die Frankfurter Umgebung hinauszubewegen, bekannt war sein Relief des Rheinlandes in dreißig Sektionen aus dem Jahre 1839. Erst 1851 erhielt A. Ravenstein die Entlassung aus dem Postdienst, um sich fortan ganz dem kartographischen Verlag widmen zu können, in dem 1860 der Alignementsplan von Frankfurt a. M. in sechzehn Blättern erschien. 1866 übernahm der Sohn Ludwig Ravenstein die Leitung der Firma unter der Kontrolle des Vaters. In seine Geschäftsführung fällt der Arbeitsbeginn an dem Kartenwerk der Ostalpen im Maßstab 1:250000 in neun Blättern, das erst sein Sohn Hans Ravenstein, seit 1880 in der Firma, vollendete.

Das Firmenlokal wechselte inzwischen von der Heiligkreuzgasse in die Seilerstraße, von dort in die Uhlandstraße und 1873 in die Jahnstraße 32. Ab 1881 befand sich der Verlag in einem von Simon Ravenstein entworfenen Wohn- und Geschäftshaus in der Wielandstraße 32, das mit seinem monumentalen Säulenportal aus der Reihe der benachbarten Häuserzeilen hervorstach.

1915 ging der Verlag nach dem Tode Ludwig Ravensteins auf Hans Ravenstein über, 1920 trat sein Vetter und Schwiegersohn Ernst Ravenstein, Sohn des Architekten Simon Ravenstein, in die Firma ein. Am 1. Januar 1923 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Lit.: F. Lerner. a.a.O.. 5. 149

Alt-Frankfurter Firmenhandhuch. a.a.O.

Denkschrift zum hundertjährigen Bestehen der geographischen Verlagsanstalt und Druckerei Ludwig Ravenstein AG. Frankfurt am Main 1830—1930

Frankfurter Asbestwerke AG, vorm. Louis Wertheim, Bergerstraße 207-209, Hahnstraße 2

Gegen Ende der 1860er Jahre begannen amerikanische Firmen mit der industriellen Verwertung von Asbest; Mitte der 70er Jahre entstanden die ersten Asbestfabriken in England und Italien, und zu Beginn der 80er Jahre interessierten sich auch die ersten deutschen Fabrikanten für dieses „unzerstörbare“ Material. Zu den führenden Unternehmen gehörten bald die Frankfurter Asbestwerke AG vorm. Louis Wertheim, die sich aus einer von Louis Wertheim um 1874 begonnenen Herstellung von Stopfbüchsen entwickelten. Etwa ab 1881 produzierte Louis Wertheim Asbestwaren als Platten, Gespinste, Gewebe etc. mit ständig wachsendem Umsatz, der umfangreiche Fabrikneubauten erforderte. Bereits 1884 befand sich die Firma in neuen Fabrikgebäuden auf dem Grundstück Bergerstraße 209. Parallel dem straßenseitigen Wohnhaus erhob sich im Hof ein viergeschossiges Produktionsgebäude, das nach Grund- und Aufriß sehr viel Ahnlichkeit mit den Textilfabriken der Jahrhundertmitte besaß, vermutlich auch die Spinnerei und Weberei aufnahm. Mit dem Geschoßbau verbunden, entwickelte sich die Fabrik weiter zu einer ebenerdigen Shedhalle von etwa 600 Quadratmetern Grundfläche, die neben dem Kesselhaus große Asbestdeckelmaschinen aufnahm.

Als führendes Unternehmen auf dem Kontinent in der Herstellung von Platten und Schnüren aus mit Kautschuk imprägniertem Asbestgewebe beschäftigte Louis Wertheim Mitte der 80er Jahre etwa siebzig Arbeiter. Erhöhter Platzbedarf zwang das 1894 in Frankfurter Asbest-Werke Louis Wertheim GmbH umgewandelte Unternehmen 1896 zur Erweiterung durch Gründung eines Zweigwerkes in der Hahnstraße 2 in Niederrad, das im wesentlichen aus Shedhallen bestand. In beiden Betrieben zusammen beschäftigten die seit 1898 in eine Aktiengesellschaft umgewandelten Frankfurter Asbestwerke vorm. Louis Wertheim nach der Jahrhundertwende etwa 300 Personen.

Lit.: A. Askenasy, a.a.O., S. 607

Lerner, a.a.O., 5. 347f

HK, a.a.O., 5. 1297f

AB Ffm 1870—1920

Geschäftsberichte 1898—1935

Osterreichische Feinbäckerei Carl Schwarte, Schwarzburgstraße 66-68

Die 1888 von den Osterreichern Fries und Treubel gegründete Feinbäckerei, 1889 durch Kauf an Carl Schwarte übergegangen, kann als typisches Beispiel für eine Fabrik in den Höfen der Stadterweiterungsgebiete des späten 19. Jahrhunderts gelten.

Lit.: F. Lerner, a.a.O., 5. 278

Frankfurter Central Dampf Molkerei Heinrich Kleinböhl, Merianstraße 18—22

Die 1869 gegründete Firma entwickelte sich aus dem Vertrieb landwirtschaftlicher Erzeugnisse, hauptsächlich Milchprodukten und Eiern, zu einer Großmolkerei, die nach Verlegung der Toilettenseifen-und Parfümeriefabrik Wilhelm Rieger nach Offenbach deren Fabrikanlage in der Merianstraße bezog. Zu dieser gehörten neben den obligaten Wohnhäusern ein zweigeschossiges, im Winkel errichtetes Gebäude und ein dreigeschossiger Backsteinbau als traditionelle Dreiflügelanlage, deren Symmetrieachse der Schornstein fixierte.

Lit.: AB Ffm 1870-1915

Frankfurter Magarine-Gesellschaft, Friedberger Landstraße 298

Das 1872 gegründete Unternehmen war das älteste dieser Art in Deutschland, gleichzeitig aber auch das bedeutendste der Branche. Nach einem guten Jahrzehnt beschäftigte die Margarine-Fabrik bereits 100 Arbeiter an acht Margarinepressen, zehn Mühlen und weiteren Maschinen. Zwanzig auswärtige Schmelzereien verarbeiteten das Schlachtfett aus etwa 50 Städten zu Margarine-Rohmaterial, aus dem die Frankfurter Firma jährlich etwa 60000 bis 80000 Zentner herstellte. Die Fabrikanlage bestand im wesentlichen aus drei langgestreckten parallelen Baukörpern, zumeist als Fachwerk ausgeführt.

Lit.: A. Askenasy, a.a.O.. 5. 619

Frankfurter Milchkur-Anstalt, Schwarzburgstraße/Friedberger Landstraße

„Um dem ungünstigen Gesundheitszustande und der wahrhaft erschreckenden Sterblichkeitsziffer derjenigen Kinder, welche mit der in Städten gebräuchlichen, käuflichen Milch aufgezogen werden, entgegenzuwirken, hat man nach dem Vorbild von Stuttgart im Jahre 1877 auf Anregung des Aerztlichen Vereins auch in Frankfurt eine Milchkuranstalt errichtet, deren Anlage und Betrieb nach bestimmten Vorschriften der Hygiene geregelt und einer entsprechenden Controle unterworfen ist, die von einer vom Aerztlichen Verein ernannten Commission ausgeübt wird.

Es bleibt zu bedauern, daß bei den Leistungen, welche die Anstalt für Herstellung ihrer Milch aufzubieten hat, der Preis der letzteren nichts anders als ein hoher sein kann —50 Pfennig pro Liter — und daß daher der Bezug dieser Milch für Unbemittelte behindert ist. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, hatte sich im Jahr 1881 ein Verein, wesentlich aus Aerzten bestehend, gebildet, der die Mittel aufbrachte, um die Anstaltsmilch den im ersten Lebensjahre stehenden Kindern weniger bemittelter Eltern in der Weise zugänglich zu machen, daß die Eltern nur den halben Preis zahlen, der Verein die andere Hälfte. So sind in den 6 Jahren 1881—1886, bis der Verein Mangels an Mitteln sich leider auflösen mußte, 68119 Liter Milch vertheilt worden.“

Ab 1879 befand sich die Milchkuranstalt mit einem Stall von etwa 60 Metern Länge, Nebengebäuden und einem Wohnhaus an der Schwarzburgstraße.

Lit.: A. Askenasy, a.a.O., s. 618
Dr. V. Cuyrim, Die Frankfurter Milchkuranstalt, in Ffm in seinen hygienischen Verhältnissen und Einrichtungen

Frankfurter Senf- und Essigfabrik A. Kolb, Friedberger Landstraße 296

Am 1. Oktober 1894 gründete Andreas Kolb in der Egenolffstraße 32-34 die erste Frankfurter Senffabrik, ab 1901 verlegt in die Gebäude der ehemaligen Margarine-Gesellschaft in der Friedberger Landstraße 296—298.

Lit.: F. Lerner. a.aQ., 5. 283

Fabriken im Sandweg

Ostend/Bornheim

Sandweg, bis 1920

4 Deutsche Rolladen-Jalousien und Wellblechbautenanstalt Paul Tillmanns 1908-1910
21 Bourguignon & Lindheimer, Weberei 1842-1851
(5/9) Gebr. Schloss, Zigarrenfabrik 1852-1863
J. Pfungst, Hasenhaarschneiderei 1864-1872
W. Colshorn, Nähmaschinenfabrik 1870
Erwin Heiner, Corsettenfabrik 1873-1881
Schaaf & Co., Pianofortefabrik 1877-1879
Eigentümer J. Pfungst, unbewohnt 1882-1883
Frankfurter Tapetenfabrik A. Daunheimer & Co. 1883-1886
Frankfurter Tapetenfabrik Lebach, Wolff & Co. 1887-1888
B. Bohrmann, Fabrik versilberter Tafelgeräte 1889-1893
B. Bohrmann Nachf. Fabrik versilberter Tafelgeräte 1894-
L. Lichtenberg, Buchdruckerei 1891-1903
Bing jun. & Co., Porzellanmalerei 1894-1896
Paul Oehlert, Buchdruckerei 1894-1903
Schwepphäuser, Galvaniseur 1896-1908
27 Ketterer & Co., Uhrenfabrik 1898
28 L. F. Stern, Zigarrenfabrik 1904-
Rheiner Maschinenfabrik Windhoff & Co. GmbH 1913-1915
30 C. Leonhard, Lackfabrikv 1889
33 Emil Wohlfarth, Schäftenfabrik 1896-1898
40 Bornstein, Cigarettenfabrik 1896-1898
46 F. Schaeke, Schuhfabrikationen en gros 1900-1902
60 Carl Beyer & Comp. 1857-1869
Carl Beyer Witwe 1870-1890
Soldau & Steyert, mechanische Werkstatt 1870-1872
C. Beyer Sohn, Metallwarenfabrik 1891-1893
C. Beyer Sohn, Armaturenfabrik 1894-1896
Wilhelm Haas & Co., Kunstglaserei 1897-1902
64 C. Beyer Sohn Armaturenfabrik 1897-1904
Neubau 1905
66 C. Beyer Sohn, Armaturenfabrik 1905-1915
C. Beyer Witwe Metallwarenfabrik 1905-1915
Frankfurter Armaturenfabrik 1916-1917
C. Heidelberger, Armaturenfabrik 1918-
72 Markowitsch, Zigarettenfabrik 1912-1915
88 Frankfurter Porträt Anstalt Semi-Emaille-Werk 1908-1913
89 Stern & Rothschild, Leinen u. Wäschefabriken 1883-1884
94 Muth & Neuhoff, Fabrik ehem. Produkte für die Lederindustrie 1880
G. Muth, Wichse und Lederappreturenfabrik 1881
Fleischer & Mühlich, Metallgießerei u. mechan. Werkstätte 1887
Carl Engelhardt, Fabrik pharmaz. Präparate 1891-
100/102 Rudolf Schneider & Co., Bürsten-und Pinselfabrik 1885-1888
104 Carl Leonhard, Lack- und Firnissfab. 1889-1890
Lechner, mech. Werkstätte 1891
Lechner, elektrotechnische Fabrik 1892
Zimmermann Lampenfabrik 1893
Renthal & Co., Metallwarenfabrik 1894-1896
104a Eckhardt & Grüneberg, Perlmuttknopffabrik 1885-1888
Eckhardt & Co., Knopffabrik 1889-1891
J. Cress, Glasjalousien 1893
Friedr. Jacobi Nachf., Glasjalousien 1894
104b Lorz, Metallwarenfabrik 1891-1892
Günther & Co. mbH, Präzisions-Werkzeugfabrik 1893-1898
104c Robert Underberg, Stockfabrik 1884
Zeiss, Schuhfabrik 1891
Bannspach, mech. Schlosserei 1892-1894
J. G. Schmidt, Billardfabrik 1897
104d Linick, Seilerei 1891-1894
113 Wüsten & Kornsand, Lithographische Kunstanstalt 1891-1892
Kornsand & Co. 1893
112 Fleischer & Mühlich, Metallgießerei und mechan. Werkstätte 1888-1889
Imanuel & Duswald, Toilettenseifenfabrik 1895-1905
Imanuel & Duswald, Parfümeriefab. 1906-1907
Frankfurter Kreissägen Industrie Leonhard & Thies 1913-1914
W. Wengenroth, mech. Werkstätte 1914
Gebauer & Müller GmbH, Maschinenfabrik 1917-1919
Geyer & Fiedler, Schmirgelwerk 1919-
114 Fleischer & Mühlich, Metallgießerei und mechanische Werkstätte 1890-1892
Imanuel & Duswald, Toilettenseifenfabrik 1893-1894
120 Fischer, Kehlleistenfabrik 1878
125 H. Knickenberg, Papierwarenfab. 1891-1892
129a Strohecker & Becher, mech. Werkstatt 1910-1916
Strohecker& Becher, Maschinenfab. 1917-
131 Weberwerke GmbH, Schweißapparate 1915-
143 K. Brezing, Mech. Werkstätte 1918-1919
145 Freytag, Mineralwasserfabrik 1889
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