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4 Artikel aus: Frankfurter Rundschau vom 22./25./26.06.2007

Lust auf Berger?

Das lebendigste Straßenfest der Mainmetropole hat ein neues Motto

Von Christian Schwarz

„Alle anders - alle Frankfurt!" Die bunteste Stadtteil-Party der Mainmetropole kooperiert mit der Parade der Kulturen und hat sich mit gutem Recht deren Motto zu eigen gemacht. Denn schon lange ist das größte Frankfurter Straßenfest ein Paradestück des hiesigen multikulturellen Lebensgefühls. So wird es am Samstag in Frankfurt zu zwei weltläufigen und intensiven Brennpunkten der kulturellen Vielfalt in Frankfurt kommen. Am einen Ende die untere Bergerstraße, am anderen die City mit dem Markt der Kulturen am Main.
Wurde vor einem Jahr über drei Tage gefeiert und beim Fußball gezittert, ist das Programm an diesem Wochenende zwar wieder auf die üblichen zwei Tage komprimiert, aber noch reicher geworden. Die fehlende Konkurrenz von Weltmeisterschaft, Sky-Arena und Wäldchestag, verbunden mit der frisch entdeckten Feierlaune der Frankfurter verspricht also eine großartige Fiesta. „Wer es nicht verpassen möchte, muss kommen", frohlockt Ernst Schwarz vom Vorstand der Interessengemeinschaft „Untere Bergerstraße e. V. (IGUB)".
Auf mehreren Bühnen zwischen Bethmannpark und Höhenstraße spielen zahllose Bands, Tänzer treten auf und Kulturgruppen unterhalten das Publikum. Über einhundert Geschäfte offerieren kulinarische Spezialitäten, Handwerksvorführungen und Informationsinseln.
Wer denkt, dass bei diesem Rummel etwas auf der Strecke bleibt, sieht sich getäuscht. Das Bergerstraßenfest hat seinen Charme über die Jahre bewahrt und stetig ausgebaut. Inzwischen ist es wohl das beliebteste Frankfurter Straßenfest überhaupt. Kaum ein exotisches Getränk, das es hier nicht gibt. Kein Wunder, viele Restaurants und Bars, aber auch unzählige kleine Stände bieten im Freien beste internationale Speisen und Getränke an. So werden die Sinne verwirrt und die Lust angestachelt.

Musik und ein Segelboot

Doch das Publikum soll nicht nur verwöhnt, sondern auch mit LiveBands auf drei Bühnen, Tanzvorführungen und Theateraufführungen zum Kochen gebracht werden. Aber der Hingucker und Meetingpoint des diesjährigen Bergerstraßenfestes ist ein Segelboot, dessen Mast weithin zu sehen ist. Das Schiff steht symbolisch für das „UNICEF-Friendship" und wurde in Kooperation mit der Parade der Kulturen installiert. Wer knoten lernen möchte oder Infos zum Segeln in Frankfurt sucht, wird hier schnell fündig.
Besonders freuen dürfen sich auch die kleinen Besucher. In der Fußgängerzone Kantstraße wird eine Spiellandschaft aufgebaut mit Kinderkarussel und einer knallroten Dampflock, die heiße Pfannkuchen spuckt. Gleich um die Ecke steht eine Hüpfburg und als cooler Höhepunkt ein ICE-Bobby-Train-Parcour.


Ein Straßenfest als Treffpunkt für die Neuen

Eine kleine Historie des Bergerstraßenfestes

Von Christian Schwarz

Frankfurter mögen Feste. Schon Goethe sprach gerne davon, dass auf „Saure Wochen, frohe Feste" folgen müssten. Bis heute gibt es in Frankfurt deshalb viele Feiern und darunter auch einige historische, wie den „Wäldchestag`; das Brunnenfest in Sachsenhausen oder das jährliche Mainfest, bei dem wie in früheren Zeiten das Fischerstechen auf dem Wasser stattfindet.
Doch die frohe Seite jeder Feier dient oft nur als Front für einen tieferen Hintergrund. So hat auch das Frankfurter Stadtgebiet mit der höchsten Bevölkerungsdichte, das Nordend, sein Straßenfest auf der unteren Berger Straße 1985 nicht zum Selbstzweck initiiert. Vielmehr sollte das Bergerstraßenfest den „Anforderungen der Zeit" gerechtwerden. So steht es zumindest auf der Website www.frankfurt-nordend.de geschrieben. „Die Forderung unserer Zeit, beruflich mobil zu sein"; sei ein Grund dafür, dass „mancher aus seinem Stadtteil wegziehen muss, ein neuer Nachbar sich einstellt." So schreibt der unbekannte Autor in typisch frankfurterischer Gelassenheit. Das Straßenfest solle die Möglichkeit schaffen, mit „neu Hinzugezogenen ins Gespräch zu kommen" und „ausländischen Mitbürgern die Integration erleichtern".
Aber der Text verrät auch noch ein anderes Motiv. So ist augenzwinkernder Revanchismus zu spüren, wenn es heißt: „Es mag auch eine kleine Rolle spielen, dass man den Bornheimern beweisen will, dass auch das Nordend etwas auf die Beine stellen kann."
Der Hintergrund: Bornheim, das „lustige Dorf`; ist seit jeher bekannt für Gasthöfe, Apfelwein, Tanzböden und sogar für die Prostitution. Schon im späten Mittelalter war Bornheim deshalb ein beliebtes Ausflugsziel für alle Frankfurter und darauf darf das Nordend getrost etwas eifersüchtig sein. Aber wie das so ist: Wenn einmal ein Fest veranstaltet wurde und Anklang gefunden hat, „muss es immer wieder stattfinden" auch im Nordend.


Neue Welt der Berger

Nordend Spanische Gitarristen verzaubern die Besucher des Straßenfestes

Von Aleksandra Wenglorz

Petrus hat es zunächst nicht gut gemeint mit dem Bergerstraßenfest. Kälte, Regenschauer und unangenehme Windböen bestimmten das Bild am Samstag im Nordend. Doch niemand wollte sich davon den Spaß verderben lassen. Und so flanierten schon von zwölf Uhr an viele Leute an den Schuhgeschäften, Klamottenläden, Cafés und Futterbuden entlang. Aufgeregt sammelten sich Fans des Heimkinos um die Pappkartons vor der Videothek und kramten nach DVD-Schnäppchen. Zuversichtlich zogen Männer Markenshirts und Boarder-Shorts aus den Kisten vor den angesagten Läden, Frauen hofften auf schöne Schuhe. 20 Prozent und mehr Abschlag boten einige Läden auf ausgesuchte Waren.

Kolonnen mit Schirm

Ihre Ware schützten die Händler mit großen Planen. Die Besucher zogen in bunten Regenschirmkolonnen durch die Straße.Unter den Schirmen sah man fröhliche Gesichter, rote Wangen, dicke Pullis, Regenjacken. Zwischen lateinamerikanischen Cocktails an der Ecke zur Höhenstraße und spanischen Beats an der Tapas-Bar am Bethmannpark erwärmte sich schnell das Herz. Auf Augenhöhe hatten längst aromatische Rauchschwaden die graue Wolkendecke ersetzt. Frisch auf dem Grill brutzelten türkische Lammspieße. Im Wok garten Glasnudeln mit Gemüse und Hühnchenfleisch, direkt nebenan wartete Sushi auf den Gourmet. Ein paar Stände weiter rollten Libanesen Fleisch und Salat ins Fladenbrot. Herzhaft bissen die Besucher in das Schawarma, andere löffelten Hackfleischbällchen mit Couscous beim Kameruner. Natürlich fehlten Würstchenbuden, Bierstände und Zuckerwatte nicht.

Auf Weltreise

Auf dem 22. Bergerstraßenfest ging der Besucher nicht nur auf kulinarische Weltreise. Jeder Schritt führte zu neuen Attraktionen. Durch die Straße wummerten House-Beats und lateinamerikanische Sounds. Vor dem Caipirinha-Stand schüttelte ein Brasilianer sein aus einem Kürbis und 1800 Perlen selbstgemachtes Shekere, ein Percussionsinstrument, und tanzte mit großem Grinsen auf dem Platz. Spanien war im untersten Stück der Flaniermeile vertreten. Die Musik der Gitarristen traf direkt ins Herz und ließ plötzlich die Sonne rein. Bis um zwei Uhr nachts feierten die Massen das schlechte Wetter einfach weg. Am Sonntag hatten die Besucher mehr Glück mit dem Wetter.


Feten-Ende ohne Auto

Spaß hat es gemacht, das Untere-Bergerstraßenfest - außer für so manchen Falschparker

Von Aleksandra Wenglorz

Es gibt schönere Enden für das Untere-Bergerstraßenfest: Einige Besucher kurvten noch auf der Suche nach einem Parkplatz zum x-ten Mal - auch weiträumig - um die Partymeile herum, da standen andere vor leerem Stellplatz, müssen sich fassungslos die Augen gerieben haben: „Hier hatte ich doch mein Auto abgestellt."
War wohl mal so, aber nun nicht mehr. Da half alles Überdenken der Geographie nicht, keine Rumlaufen und Suchen in Seitenstraßen. Schließlich musste man einsehen: Der Wagen wurde abgeschleppt. Und nicht nur einer am vergangenen Wochenende.
Insgesamt 73 Autos ließ das Straßenverkehrsamt im Umkreis der Berger Straße abschleppen - das war fast ein Drittel mehr als im vergangenen Jahr. Das Mega-Straßenfest hatte auch dieses Jahr wieder Besucher von nah wie fern angezogen. Von denen viele per Auto kamen. Die neue Klimadebatte hin, die altbekannte Parkplatznot im Nordend her. Und so fanden die Verkehrsüberwachungskräfte auf ihren Streifen falsch parkende Autos trotz Halteverbotsschildern überall im östlichen Nordend, auf Zebrastreifen, in Kurven und in Einmündungen. Selbst die Feuerwehreinfahrt vor dem Bürgerhaus Bornheim war so blockiert, dass im Falle eines Brandes kein Einsatz- oder Rettungswagen hätte passieren können.
„Es ist normal, dass bei Großveranstaltungen weniger Parkplätze zur Verfügung stehen"; sagt Rainer Michaelis, Leiter der Abteilung Verkehrssicherheit im Straßenverkehrsamt. Deshalb wäre an Halteverbotsschildern nachrangig abgeschleppt worden. Aber die Sicherheit anderer dürfe nicht durch Falschparken gefährdet werden. Trotzdem hätten viele Verkehrsteilnehmer diese Regeln ignoriert.
„Schade"; bedauert Nordend-Ortsvorsteherin Karin Guder (Grüne). Schließlich war es das 22. Straßenfest, und die Parkplatzproblematik müsste Besuchern inzwischen bekannt sein. Zudem empfehle die Interessengemeinschaft Untere Bergerstraße, die das Fest organisiert, immer öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen.
Denn zum Fest ist die Parkplatzsuche fast vergeblich. Die Berger zwischen Höhenstraße und Anlagenring ist für Autos gesperrt. Händler, Gastronomen, Musiker parken mit Transportern in den Seitenstraßen. Zusätzlich zu den Anwohnern. Und trotzdem sah man überall Kennzeichen aus Bad Homburg, Hanau, Bad Vilbel/ Friedberg und Offenbach. „Dabei könnten die mit Bus und Bahn zur Berger fahren"; meint Guder. „Viel bequemer und schneller." Und letztlich ist Abgeschleppt werden in Frankfurt auch nicht billig.

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