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Aus: Frankfurter Rundschau vom 27.03.2007

Diakonissen verkaufen Areal

von SOLVEIG FRICK

Städtische Holding steigt im Holzhausenviertel ein

Auf dem Diakonissengelände im Holzhausenviertel soll ein „Diakonischen Begegnungszentrum" entstehen. Einstimmig haben die Schwestern einen entsprechenden Beschluss gefasst. Für das Projekt verkauften sie 8000 Quadratmeter ihres Areals an die ABG Holding.

NORDEND • Gemeinsam mit den Diakonissen hat die Frankfurter Aufbau AG, eine Tochter der ebenfalls städtischen ABG Frankfurt, ein Konzept für das Projekt entwickelt. Ziel ist es, Generationen übergreifendes Wohnen möglich zu machen. Das Projekt will man in zwei Bauabschnitten realisieren. Der Kindergarten und der Hort bleiben, das Angebot soll allerdings ausgeweitet werden. Die Parkanlage der Diakonissen bleibt erhalten und weiterhin Privatgelände der Schwestern.
Verkauft wurden die Gebäude und ein Teil des Grundstücks entlang der Eschersheimer Landstraße. Dazu gehört das heutige Mutterhaus, in dem derzeit noch die Diakonissen wohnen. Im Jahr 2008 wollen die Schwestern in die alte Villa, das Nellinistift an der Cronstettenstraße, ziehen. „Dortwerden wir uns zur Ruhe setzten`; berichtet Schwester Oberin, Heidi Steinmetz. Denn von den 55 Schwestern sind schon gut 50 im Pensionsalter. An das Nellinistift bauen die Diakonissen ein neues Schwesternwohnheim an.

Abschied vom Mutterhaus

Das alte Mutterhaus, jetzt ebenfalls im Besitz der ABG Holding, soll dann zu einem Mehrfamilienhaus mit Eigentums- und Mietwohnungen umgebaut werden. Im Inneren des Parks wollen die Schwestern mit zwei neuen Gebäuden ein Seniorenheim nach dem Prinzip der Hausgemeinschaft errichten. Ein Schwerpunkt soll hier die Pflege und Betreuung von Demenzkranken sein, sagt Pfarrer Bernd Laukel: „Wir wollen die Menschen nicht über ihre Pflegestufe definieren, sondern sie in ihrer Ganzheit respektieren." Das soll mit dem neuen Modell möglich sein. Für die Renovierung des Nellinistifts, den Anbau und das Seniorenheim wenden die Frankfurter Diakonissen 17 Millionen Euro auf.
In einem zweiten Bauabschnitt sollen entlang der Eschersheimer Landstraße zwei Neubauten mit Miet- und Servicewohnungen entstehen. Die Servicewohnungen werden zum Beispiel mit einem Notrufsystem ausgestattet und sind insbesondere für Ältere vorgesehen. Im Grunde ein Konzept „betreutes Wohnen`; das auf die direkte Nachbarschaft zu den Diakonissen setzt. Das Investitionsvolumen für diesen zweiten Bauabschnitt setzt die Frankfurter Aufbau mit 36 Millionen Euro an.

Wertvolles Areal

„Wir hätten auch verkaufen können", stellte die Schwester Oberin nach der Unterzeichnung des Vertrags mit der Aufbau AG klar. Veräußert haben die Schwestern nur einen kleinen Teil, etwa ein Drittel, des wertvollen Grundstücks an der Eschersheimer Landstraße. Seit 135 Jahren wohnen die Diakonissen mittlerweile auf diesem Areal und der Verkauf erscheint durchaus wie ein Bruch mit einer langen Tradition. Ob Schwester Oberin gezockt hat? Sie lächelt herzlich: „Das wäre schön, wenn wir gezockt hätten. Dann hätten wir der Aufbau AG mehr Geld aus den Rippen geleiert", betont die Schwester Oberin. Aber es könne auch nicht angehen, dass die Schwestern immer wieder ihre schmalen Renten und Rücklagen in das Diakonissenhaus steckten.
„Wir müssen auch wirtschaftlich arbeiten", sagt Dagmar Riedl. Sie ist kaufmännischer Vorstand des Diakonissenhauses. Und „wir haben uns für die Zukunft entschieden", setzt die Schwester Oberin hinzu. Hintergrund ist der mangelnde Nachwuchs der Diakonissen. Deshalb die Entscheidung, das Gelände im Holzhausenviertel umzugestalten. Mit einem neuen Konzept und einer Öffnung nach außen.
SOLVEIG FRICK

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